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Pressemappe des Stiftes Klosterneuburg

Ein kompakter Überblick über Geschichte, Kunst und Kultur des Stiftes sowie seine seelsorglichen und wirtschaftlichen Aufgaben.
 

Geschichte des Stiftes Klosterneuburg

Historischer Überblick

Am 12. Juni 1114, wenige Jahre nach der Verlegung ihrer Residenz nach Klosterneuburg, gründeten der Babenberger Markgraf Leopold III. und seine Frau Agnes in unmittelbarer Nähe ihrer Burg das Stift als religiöses, soziales und kulturelles Zentrum ihres Landes. 1133 übergaben sie dieses Stift an die Augustiner-Chorherren.

1136 wurde die Stiftskirche geweiht, wenige Monate später, am 15. November, starb Leopold III., der in einer kleinen Gruft unter der heutigen Leopoldikapelle beigesetzt wurde.

1181 vollendete der Goldschmied Nikolaus aus der Stadt Verdun eine Kanzelverkleidung aus Emailtafeln, die anhand von Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament die Heilsgeschichte erzählen. Nach dem verheerenden Stiftsbrand von 1330 wurden diese Emailtafeln zum „Verduner Altar“ umgestaltet, einem der bedeutendsten Kunstwerke des europäischen Mittelalters.

Um 1200 war Klosterneuburg auf einige Jahre wieder Residenz geworden: Babenberger Leopold VI. ließ sich auf dem heutigen Stiftsgelände einen neuen Palast mit einer prächtigen Kapelle, der „Capella Speciosa“, dem ersten gotischen Bauwerk in Österreich, errichten. Von beiden Gebäuden sind heute nur noch spärliche Reste vorhanden.

Im Mittelalter war das Stift zu einer wichtigen wissenschaftlichen und theologischen Forschungsstätte geworden, wovon unter anderem die über 1200 Handschriften der Stiftsbibliothek zeugen. Die Heiligsprechung des Stiftsgründers Leopold III. 1485 machte dann die Bedeutung des Stiftes in der kirchlichen Landschaft Österreichs deutlich, die nur durch die Reformationszeit unterbrochen wurde, als nur noch wenige Chorherren im Stift lebten, die in Vielem der Reformation nahestanden. Gleichzeitig erlosch das parallel zum Chorherrenstift eingerichtete Chorfrauenstift.

Mit der katholischen Gegenreformation gewann das Stift rasch wieder seine frühere Bedeutung zurück und wurde durch die Stiftung des Österreichischen Erzherzogshutes als „heilige Krone des Landes“ 1616 zum Hüter dieser Insignie, die nur zur „Erbhuldigung“ vom Grab des Heiligen Leopold entfernt werden durfte. Wenige Jahre später begann im Inneren der romanischen Stiftsbasilika die Barockisierung, die durch den Türkenkrieg 1683 unterbrochen wurde: Das Wien belagernde Türkenheer schloss auch Klosterneuburg ein, wo die Verteidigung durch einen Chorherrn und einen Laienbruder organisiert worden war. Durch die erfolgreiche Verteidigung Klosterneuburgs wurde im September 1683 mit der Schlacht am Kahlenberg (Entsatz von Wien) die Zweite Türkenbelagerung durch kaiserliche Truppen beendet.

1730 entschloss sich der Habsburger Kaiser Karl VI. nach dem Vorbild des spanischen Escorial in Klosterneuburg eine Klosterresidenz zu errichten. Der Plan sah eine riesige Anlage mit neun Kuppeln und vier Höfen vor. Während der Bauarbeiten starb der Kaiser 1740 plötzlich. Seine Tochter und Nachfolgerin Maria Theresia wünschte sich – dem Zeitgeist entsprechend – den Ausbau des Schlosses Schönbrunn nach französischem Vorbild. Im Stift war man froh, die gewaltigen Baukosten nicht weiter tragen zu müssen: Die Arbeiten wurden sofort eingestellt, gerade ein Achtel der Planung war realisiert worden. Erst 100 Jahre später wurde zumindest ein Hof, der Kaiserhof vollendet und somit ein Viertel des Planes ausgeführt.

Mit der Regierung Kaiser Josefs II. begann eine Zeit des Umbruchs: Die kaiserliche Kirchenpolitik bewirkte eine wesentliche Ausweitung der Pfarr-Seelsorge und des sozialen Engagements. Die Revolution von 1848 beendete die Grundherrschaft. Damit ging unter anderem die Steuerhoheit auf staatliche Behörden über, wodurch eine Umstellung der Wirtschaft des Stiftes notwendig wurde.

Das Ende der Habsburgermonarchie 1918 bedeutete neuerliche Veränderungen und die darauffolgenden Jahre mit ihren wirtschaftlichen, sozialen und politischen Spannungen, Konflikten und Katastrophen belasteten das Stift neuerlich.

In den 1920er Jahren erwirkte der Chorherr Pius Parsch durch seine publizistische Arbeit zur „Erneuerung und Vertiefung des Verständnisses der kirchlichen Liturgie“ – einer aus Frankreich und Deutschland stammenden volksliturgischen Reformbewegung – auch in Österreich eine solche Erneuerung. Durch die Rückbesinnung auf die Bibel und neue Formen der Liturgie – wie etwa durch die Verwendung der jeweiligen Landessprache und eines Volksaltars – wurde sie zu einer Liturgiereform der Weltkirche. Ihren internationalen Durchbruch erfuhr sie auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 – 1965).

Mit dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich 1938 begannen die neuen Machthaber sofort mit Maßnahmen gegen das Stift als national-österreichisches Symbol und christliche Einrichtung: Beschlagnahme von Räumlichkeiten, Enteignung von Pachtgründen und schließlich 1941 Aufhebung des Stiftes. Die Stiftsgebäude mit allen Sammlungen fielen an das Kunsthistorische Museum, alles Übrige wurde unter verschiedenen Institutionen aufgeteilt.

Im April 1945 war die Wiedererrichtung des Stiftes eine der ersten Handlungen der neuen Regierung und das Stift Klosterneuburg wurde in der Folge zu einem der wichtigsten Faktoren des kirchlichen Wiederaufbaues.

Markgraf Leopold III. – Heiliger und Landespatron

Leopold III, aus dem Herrschergeschlecht der Babenberger, wurde um 1075 – vermutlich in Melk geboren. Er folgte 1095 seinem Vater Leopold II. als Markgraf der Mark Ostarrichi nach, dem östlichen Grenzgebiet des römisch-deutschen Reichs unter Kaiser Heinrich IV. Im sogenannten Investiturstreit (Streit zwischen den Kaisern des Heiligen Römischen Reichs und dem Papsttum) verhielt er sich zunächst neutral. Als 1105 der Streit zwischen Kaiser Heinrich IV. (durch seinen Gang nach Canossa bekannt) und der päpstlichen Partei zu eskalieren drohte, beendete sein Rückzug vom kaiserlichen Heer diese Gefahr. Quasi als Anerkennung dieser Tat gab ihm Kaiser Heinrich V. seine Schwester Agnes zur Frau, deren reiche Mitgift Leopold in den Ausbau seines Landes investierte: Er verlegte seine Residenz nach (Kloster)Neuburg und stiftete 1114 dort ein Kloster als religiösen, sozialen und kulturellen Mittelpunkt der Mark. Durch eine reiche Ausstattung sicherte er die wirtschaftliche Lebensfähigkeit dieses Stiftes, das er 1133 dem Orden der Augustiner-Chorherren übergab.

Bereits 1125 war Leopold zu solchem Ansehen gelangt, dass ihn deutsche Fürsten als Kandidaten zur Königswahl nominierten, doch er verzichtete auf diese Kandidatur, „um nicht in die Wirren im Reich hineingezogen“ zu werden.

Die Bedeutung Leopold III. ist nicht zu unterschätzen: Er legte die Basis für die österreichische Selbständigkeit. Es gelang ihm, eine Landesherrschaft aufzubauen und diese durch seine Frau Agnes für seine Söhne abzusichern. Bei ihrer Heirat mit Leopold war Agnes bereits verwitwet. Einer ihrer Söhne aus der ersten Ehe mit dem Herzog von Schwaben wurde der erste deutsche Stauferkaiser. Dieser wiederum benötigte die Unterstützung seines Halbbruders gegen die Welfen in Bayern. Als sich die Streitparteien aussöhnten, belohnte Kaiser Friedrich I. Barbarossa den Babenberger mit dem „Privilegium minus“: Heinrich, der Sohn von Leopold und Agnes wurde zum ersten österreichischen Herzog.

Leopolds Regierungszeit war – mit Ausnahme der Zeit seit 1945 – die längste Friedensepoche in der österreichischen Geschichte.

Am 15. November 1136 starb Leopold an den Folgen eines Jagdunfalles. Sein Grab im Stift Klosterneuburg wurde sehr rasch zum Wallfahrtsort, denn die Bevölkerung trauerte um ihren „mildtätigen“ Fürsten und selbst der Papst sandte ein Kondolenzschreiben.

1485 wurde Leopold als Vorbild von der katholischen Kirche heiliggesprochen. Gründe dafür waren seine Friedenspolitik, sein soziales Engagement, sein vorbildliches Familienleben und die Förderung der Kirche durch die Gründung der Klöster Klosterneuburg, Heiligenkreuz und wahrscheinlich Kleinmariazell.

1663 erhob der Habsburger Kaiser Leopold I. den Heiligen Leopold zum Schutzpatron von Nieder- und Oberösterreich. In den 1950er Jahren wurde er zum Landespatron von ganz Österreich ernannt. Heute ist er der oberste Landespatron von Niederösterreich und Wien.

Schleierlegende

Über die Gründung von Stift Klosterneuburg wird folgende Legende erzählt: Der Babenberger Leopold III. feierte Hochzeit mit Agnes, der Tochter Kaiser Heinrichs IV., auf seiner Burg am heutigen Leopoldsberg bei Wien. Da erfasste ein Windstoß den kostbaren Brautschleier und wehte ihn davon. Die Suche blieb ergebnislos, wonach der Markgraf gelobte, dort, wo der Schleier gefunden würde, ein Kloster zu errichten. Neun Jahre später jagte Leopold in den Auen der Donau, als plötzlich die Hunde anschlugen. Sie führten Leopold zu einem Holunderstrauch, auf dem er den unversehrten Schleier seiner Gattin fand. Dies sah er als Zeichen des Himmels und errichtete an dieser Stelle das Stift Klosterneuburg.

Noch heute wird in einem kleinen Reisealtar aus dem 14. Jahrhundert ein Stück des Schleiers aufbewahrt, der in der Schatzkammer besichtigt werden kann. Der Stoff stammt aus der Zeit Leopolds III, ob er jedoch tatsächlich der Brautschleier der Agnes war, lässt sich heute nicht mehr mit absoluter Sicherheit feststellen.

Leopoldifest

„Es soll der Festtag des heiligen Leopold mit entsprechender Würde und gebührendem Aufwand begangen werden.“ Das war der Wunsch Kaiser Leopolds I., der ihn 1663 zum Landespatron von Niederösterreich und Wien erhob. Somit findet das traditionelle Leopoldifest alljährlich um den 15. November – dem Todestag Leopolds III. – in Klosterneuburg statt. Stift und Stadt Klosterneuburg laden gemeinsam zu den Feierlichkeiten. Neben dem Leopoldimarkt mit seinen Vergnügungsbetrieben und Marktständen auf dem Rathausplatz, zählen der Besuch des Hochamts in der Stiftskirche und das Fasslrutschen im Binderstadel zu den Höhepunkten.

Fasslrutschen

Das Tausendeimer-Fass, welches sich heute im Binderstadl befindet, wurde im Jahre 1704 angefertigt. Mit einer Länge von fünf und einer Höhe von vier Metern fasst es insgesamt 56.000 Liter. Ursprünglich diente es wohl zur Aufnahme des sogenannten Zehentweines, den die Pachtbauern an das Stift abliefern mussten. Sie erklommen das Fass auf der einen Seite, entleerten oben den Wein und rutschten auf der anderen Seite hinunter. Das Fasslrutschen zu Leopoldi ist bis heute ein absoluter Publikumsmagnet. Über eine bequeme Treppe wird das Fass erklommen, dann rutscht man über den überdimensionierten Fassrücken. Dabei darf man sich etwas wünschen. Der Brauch lässt sich bis ins Jahr 1813 zurückverfolgen. Der Reinerlös kommt dem Projekt „Ein Zuhause für Straßenkinder“ der Concordia Sozialprojekte zugute.

Schädelreliquie

Nur zum Leopoldifest wird die Schädelreliquie des heiligen Leopolds zur Verehrung gezeigt. Sie befindet sich in einer kostbaren Fassung aus dem Jahr 1677, bestehend aus Samt, Perlen und Edelsteinen. Nur das Stirnbein des Heiligen ist zu sehen. Bekrönt ist es von einer Kopie des Erzherzogshutes, die aus Stoff und Juwelen besteht. Der echte Hut wäre zu schwer und zu groß für das zerbrechliche Knochengerüst.

Augustiner-Chorherren

Die Augustiner-Chorherren sind sogenannte „Regularkanoniker“. Damit werden Mitglieder einer Stiftskirche bezeichnet, die nach einer Ordensregel leben, ein Ordensgelübde abgelegt und die Priesterweihe empfangen haben. Das unterscheidet sie von einer Mönchsgemeinschaft, die sich meist aus Laienbrüdern zusammensetzt. Die korrekte Anrede für die Mitbrüder ist daher auch nicht „Pater“ oder „Bruder“, sondern „Herr“.

Chorherrenstifte dienen zwei Grundgedanken: Einerseits sollen die Klöster spirituelle Zentren sein. Andererseits erstreckt sich die Tätigkeit der Ordensmitglieder nach außen auf verschiedene Formen der Seelsorge. Traditionell liegt ein Schwerpunkt in der Pfarrseelsorge.

Der Orden der Augustiner-Chorherren geht zurück auf den Heiligen Augustinus, der als Bischof von Hippo Regius (im heutigen Algerien) Anfang des 5. Jahrhunderts mit den Priestern seiner Bischofsstadt ein gemeinsames Leben geführt hat, um den seelsorglichen Dienst mit einem klösterlichen Leben zu verbinden. Seine Schriften zu Trinität und Erbsünde, sowie durch sein theologisch orientiertes System der Weltgeschichte (De Civitate Dei) erlangte er fundamentale Bedeutung für die gesamte mittelalterliche Theologie und wurde so zum „Kirchenlehrer“.

Auf der Lateransynode von 1059 forderte Papst Gregor VII. die Kleriker auf, sich am Vorbild des heiligen Augustinus zu orientieren. Als er die Gütergemeinschaft verlangte, kam es zur Scheidung der am Privateigentum festhaltenden weltpriesterlichen Chorherren (canonici saeculares) und der regulierten Chorherren (canonici regulares) mit den Ordensgelübden (Besitzlosigkeit, Ehelosigkeit, Gehorsam) auf der Grundlage der Augustinus-Regel. Strenges Klosterleben, Gottesdienst, beispielhafte Seelsorge und wissenschaftliche Betätigung verschafften den Regularkanonikern Anerkennung der kirchlichen Obrigkeit und des christlichen Volkes.

Österreichische Chorherren-Kongregation

Im 12. Jahrhundert begann die Glanzzeit des Augustiner-Chorherren-Ordens. Doch in den kirchlichen und politischen Wirren der Hussitenstürme, der Reformation, der Französischen Revolution, des Josephinismus in Österreich und der Säkularisierung in Deutschland gingen die meisten Stifte zugrunde. Die verbliebenen Chorherrenstifte schlossen sich zu Chorherren-Kongregationen zusammen. Die seit 1907 bestehende österreichische Kongregation umfasst die sechs Stifte St. Florian, Herzogenburg, Klosterneuburg, Neustift bei Brixen, Reichersberg und Vorau. An der Spitze der Kongregation steht der jeweils auf fünf Jahre gewählte Generalabt – seit 2024 ist dies Propst Eduard Fischnaller vom Stift Neustift (Südtirol). An der Spitze der Konföderation (Augustiner-Chorherren weltweit) steht der für sechs Jahre gewählte Abtprimas. Seit 2022 ist dies Propst Jean Scarella vom Stift St. Maurice (Schweiz).

Augustiner-Chorfrauen

Als Markgraf Leopold III. und seine Ehefrau Agnes das Stift 1133 an die Augustiner-Chorherren übergaben, wurde es, wie damals üblich, zum Doppelkloster. Es gab also auch einen Frauenkonvent, der von einer Meisterin geleitet wurde und dem Propst des Männerkonvents unterstand. Die Augustiner-Chorfrauen waren eng mit dem Adel und dem Herrscherhaus verbunden. In die Gemeinschaft traten neben Mädchen und jungen Frauen auch adelige Witwen ein. Ehefrauen lebten bei Abwesenheit ihrer Männer auch auf Zeit im Konvent. Die Chorfrauen unterhielten eine Schule, in der nicht nur zukünftige Chorfrauen unterrichtet wurden, sondern auch Töchter der ansässigen Familien, die nicht ins Stift eintraten – eine Seltenheit zu dieser Zeit. Der Unterricht war neben dem Weinbau und den Gütern, die die eintretenden Frauen in die Gemeinschaft einbrachten, eine wichtige Einnahmequelle für das Kloster.

Während andernorts die Doppelklosterkonstruktion spätestens im 13. Jahrhundert aufgegeben und der Frauenkonvent aufgelöst wurde, blieb er in Klosterneuburg bis 1568 erhalten. Die Frauen waren sogar so erfolgreich, dass sie sich 1261 um das Frauenstift St. Jakob in Klosterneuburg erweiterten. Nach der Auflösung im 16. Jahrhundert fielen ihr Hab und Gut, ihre Kunst und Bücher sowie der gesamte Grundbesitz an das Augustiner-Chorherrenstift.

Konvent

Seit fast 900 Jahren leben Augustiner-Chorherren im Stift Klosterneuburg. Aktuell sind es rund 40 Mitglieder aus sieben verschiedenen Nationen (Österreich, Deutschland, Vietnam, Rumänien, USA, Polen und Norwegen)

Bei seinem Eintritt in das Stift erhält der zukünftige Chorherr das Ordenskleid – eine schwarze Soutane mit einem schmalen weißen Band, das sogenannte Sarockel (Sarrocium = Rest des weißen Chorhemdes) – sowie seinen Ordensnamen. Damit beginnt die einjährige Probezeit des Noviziates. Danach folgt die „einfache Profess“, die ihn auf drei Jahre an das Stift bindet, gefolgt von der „feierlichen“ oder „Ewigen Profess“, die für das gesamte Leben gilt.

Die Hauptaufgabe der Augustiner-Chorherren besteht in der Seelsorge in den 29 stiftseigenen Pfarren: 24 in Wien und Niederösterreich, eine in Norwegen und vier in den USA. Darüber hinaus sind einige Mitbrüder wissenschaftlich, als Religionslehrer und in der kategorialen Seelsorge (Anm.: Seelsorge für Menschen in bestimmten Lebenssituationen, wie etwa Krankenhausseelsorge) tätig.

An der Spitze des Konvents steht der durch seine Mitbrüder in geheimer Abstimmung gewählte Propst. Ihm kommt die Aufsicht über alle Angelegenheiten des Stiftes zu. Sein Stellvertreter ist der Stiftsdechant, welcher für die innere Leitung des Hauses verantwortlich ist. Für die Wirtschaftsbetriebe des Stiftes ist wiederum der Kämmerer zuständig.

Zusammen mit Propst und Stiftsdechant tragen der Kapitelrat und das Kapitel – also jene Chorherren, die das Ewige Gelübde abgelegt haben – die Verantwortung für die Gemeinschaft und die Aufgaben des Stiftes. In den Sitzungen des Kapitels werden Beratungen abgehalten und durch Abstimmungen verbindliche Beschlüsse gefasst.

Propst Anton Wolfgang Höslinger Can.Reg.

Seit dem 14. August 2023 liegt diese Funktion bei Prälat Anton Wolfgang Höslinger. Er ist damit der 67. Propst des Stiftes Klosterneuburg.

Anton Wolfgang Höslinger wurde am 5. Jänner 1970 in Klosterneuburg geboren. 1989 trat er in das Stift ein, 1998 wurde er zum Priester geweiht. Von 1998 bis 2003 war er als Kaplan in der Stiftspfarre Klosterneuburg und von 2003 bis 2005 Pfarrer in der Stiftspfarre Donaufeld. Von 2005 bis 2016 war er als Novizenmeister und Klerikerdirektor des Stiftes, von 2010 bis 2016 als Sekretär des Abt-Primas tätig. Mit Mai 2016 wurde Anton Höslinger zum Assistenten des Stiftskämmerers und mit Dezember 2021 bis Februar 2024 als interimistischer Kämmerer berufen. Von 2002 bis 2023 war er auch als Generalsekretär der österreichischen Augustiner-Chorherren-Kongregation, von 2005 bis 2023 als Kapitelsekretär und von November 2021 bis Dezember 2023 als Pfarrprovisor in der Pfarre Maria Hietzing tätig.

Stiftsdechant Clemens Timothy Suarez Galban Can.Reg.

Stellvertreter des Propstes ist Stiftsdechant Clemens Timothy Suarez Galban. Geboren am 18. August 1964 in Morristown (New Jersey, USA), wurde er 1997 zum Priester geweiht und trat 2002 in das Stift Klosterneuburg ein. Er war als Kaplan in Bergen (Norwegen) und in der Stiftspfarre in Klosterneuburg tätig. Danach wurde er Pfarrer in den Pfarren Kritzendorf und Höflein. Seit 2006 wirkt Clemens Galban als Gastmeister des Stiftes und war von 2021 bis November 2023 als Begleiter der Novizen und Junioren sowie als Pfarrvikar in der Pfarre Floridsdorf tätig. Zum Stiftsdechant wurde er von seinen Mitbrüdern am 26. September 2023 gewählt.

Visitation

Das Wort Visitation bedeutet im kirchlichen Sprachgebrauch Kontrollbesuch. Sie ist ein Instrument, um die klösterliche Disziplin zu erhalten oder wiederherzustellen. In der Geschichte wurde sie sowohl von geistlicher wie von weltlicher Obrigkeit verordnet. Die Visitatoren selbst waren in der Regel Geistliche.

Die österreichische Kongregation der Augustiner-Chorherren sieht routinemäßig alle fünf Jahre eine Visitation, ihrer im Verbund stehenden Stifte, durch den Generalabt vor.

Die erste außer routinemäßige Visitation im Stift Klosterneuburg erfolgte im Jahr 1301, angeordnet durch den Passauer Bischof. Die Visitatoren setzten den damaligen Propst Hadmar ab und verordneten neue, strengere Statuten. Über die Jahrhunderte kam es immer wieder zu solchen außerordentlichen Kontrollbesuchen. Zuletzt im Jahr 2020. Damals wurde Bischof Josef Clemens, ehemaliger Sekretär von Kardinal Ratzinger, zum Apostolischen Delegaten des Chorherrenstiftes ernannt. Er sollte feststellen, ob gegen den ehemaligen Propst des Stiftes, Bernhard Backovsky, erhobene Vorwürfe einer nicht angemessenen Amtsführung zutreffen. Hintergründe der Vorwürfe waren Missbrauchsfälle im Kontext der Stiftsgemeinschaft und der Umgang des Propstes mit diesen. Clemens gab eine kirchenrechtliche Untersuchung in Auftrag, die Versäumnisse der Stiftsleitung benannte und zu einer kirchenrechtlichen Monitio (Ermahnung) führte.

In Folge der Untersuchung hat sich die Stiftsgemeinschaft neu ausgerichtet. Es wurde eine Präventionsstelle eingerichtet, die mit einem geistlichen als auch einer weltlichen Person besetzt wurde. Seit Herbst 2021 haben alle Mitarbeitenden des Stifts sowie alle Chorherren Präventionsschulungen absolviert, die in regelmäßigen Abständen mit unterschiedlichen Inhalten weiter stattfinden. Zudem wurde das Ausbildungsprogramm für das Noviziat überarbeitet. Mit der Wahl von Chorherr Anton Höslinger zum Propst endete diese Apostolische Visitation am 14. August 2023.

Pfarren des Stiftes

Die Augustiner-Chorherren des Stiftes Klosterneuburg betreuen aktuell 29 Pfarren, wobei die Pfarren der Stiftskirche und Klosterneuburg St. Martin von Anbeginn zum Stift gehörten, andere kamen später mit Grundbesitz hinzu. Als im 19. Jahrhundert die damaligen Randgebiete Wiens einen enormen Bevölkerungszuwachs erlebten, mussten auch dort neue Zentren der Seelsorge geschaffen werden.

In der jüngeren Vergangenheit gab es internationale Zuwächse: Seit 2003 wird die Pfarre im norwegischen Bergen mit betreut. Und drei der US-amerikanischen Chorherren des Stiftes haben im Juni 2011 die Niederlassung Glen Cove in New York gegründet und damit die Institution der Augustiner-Chorherren in die USA gebracht. Inzwischen werden dort vier Pfarren betreut.

Inkorporierte Pfarren

In Klosterneuburg

Mariä Geburt (Stiftspfarre)
3400 Klosterneuburg, Stiftsplatz 1

Klosterneuburg / St. Leopold
3400 Klosterneuburg, Sachsengasse 2

Klosterneuburg / St. Martin
3400 Klosterneuburg, Martinstraße 38

Kierling / Hl. Peter
3400 Klosterneuburg-Kierling, Kirchenplatz 1

Kritzendorf / Hl. Vitus
3420 Kritzendorf, Vitusplatz 1

Weidling / Hl. Peter
3400 Klosterneuburg-Weidling, Hauptstraße 2
 

In Niederösterreich

Haselbach / Hl. Michael
2000 Stockerau, Kirchenplatz 3
 

Korneuburg / Hl. Ägydius
2100 Korneuburg, Kirchenplatz 1

Langenzersdorf / Hl. Katharina
2103 Langenzersdorf, Obere Kirchengasse 6

Tattendorf / Maria Elend
2523 Tattendorf, Kirchengasse 11

Reinprechtspölla / Hl. Pankratius
3713 Harmannsdorf, Reinprechtspölla 36

Stoitzendorf / Hl. Leopold
3743 Röschitz, Granitz 7
 

Höflein a.d. Donau / St. Margareta
3421 Höflein an der Donau, Schulgasse 9

In Wien

Donaufeld / Hl. Leopold
1210 Wien, Kinzerplatz 3

Floridsdorf / Hl. Josef
1210 Wien, Pius-Parsch-Platz 3
 

Grinzing / Hl. Kreuz
1190 Wien, Himmelstraße 25

Heiligenstadt / Hl. Michael
1190 Wien, Pfarrplatz 3
 

Kahlenbergerdorf / Hl. Georg
1190 Wien, Zwillinggasse 3
 

Hietzing / Mariä Geburt
1130 Wien, Am Platz 1
 

Maria Lourdes / Maria Lourdes
1120 Wien, Tivoligasse 20
 

Meidling / Hl. Johannes Nepomuk
1120 Wien, Albrechtsbergergasse 6

Neustift am Walde / Hl. Rochus
1190 Wien, Eyblergasse 1
 

Nußdorf / Hl. Thomas
1190 Wien, Greinergasse 25
 

Sievering / Hl. Sievering
1190 Wien, Fröschlgasse 18

International

Glen Cove / St. Patrick
235 Glenn Street, Glen Cove, NY 11542 / USA

Glen Cove / St. Rocco
18 Third Street, Glen Cove, NY 11542 / USA

Glen Head / St. Hyacinth
319 Cedar Swamp Road, Glen Head, NY 11545 / USA

Sea Cliff / St. Boniface
145 Glen Avenue, Sea Cliff, NY 11579 / USA
 

Bergen / St. Paul
Parkveien 32, 5007 Bergen / Norwegen
 

Realpatronate

Zusätzlich hat das Stift sogenannte Realpatronate über die Pfarrkirchen Hauskirchen, St. Bernhard, Neukirchen an der Wild, die Filialkirche Maria Bründl in Poysdorf (alle in Niederösterreich) sowie Großjedlersdorf (Wien). Das bedeutet, das Stift muss hier einen finanziellen Beitrag – zum Beispiel für Erhaltungsaufgaben – leisten.

 

Herausragende Persönlichkeiten

Hartmann von Brixen (~1090 – 1164)

Der aus Bayern stammende Hartmann war der erste Propst der regulierten Chorherren des Stiftes Klosterneuburg. Er gehörte zu jenen Reformern, deren Ziel Kleriker-Gemeinschaften waren, die nach der Regel des heiligen Augustinus mönchsähnlich leben sollten. Nach seiner Ausbildung im Stift St. Nikola in Passau wurde er 1125 von Erzbischof Konrad I. von Salzburg zum Leiter des Domstiftes berufen, um es der Augustinerregel zu unterwerfen. Um 1129 wurde Hartmann Propst des von Konrad gegründeten Augustiner-Chorherrenstiftes Chiemsee, 1133 wurde er vom Markgrafen Leopold III. an die Spitze des Stiftes Klosterneuburg berufen. Die Gründung des Chorfrauenstifts, dessen Stiftungsgut aus dem Vermögen der Markgräfin Agnes stammte, geht auf ihn zurück. 1140 wurde er zum Bischof von Brixen gewählt, wo er 1142 das Augustiner-Chorherrenstift Neustift gründete und mit Klosterneuburger Chorherren besetzte.

Floridus Leeb (1731 – 1799)

Er leitete das Stift von1782 bis 1799 und wurde 1786 zum Rektor der Universität Wien bestellt. Im selben Jahre vergab er Baugründe in der Gegend des jetzigen Bezirkszentrums von Floridsdorf, dem heutigen 21. Wiener Gemeindebezirk. Als die Siedlung bereits ein Jahr später durch ein Hochwasser zerstört wurde, verzichtete er über Jahre auf den Hauszins, um den Wiederaufbau zu erleichtern. Zum Dank nannten die Bewohner ihr Dorf Floridusdorf. In seine Amtszeit fiel auch der bisher einzige Papstbesuch, den das Stift Klosterneuburg erleben durfte. Papst Pius VII., machte hier am 20. April 1782 Station, als er Kaiser Joseph II. aufsuchte, um mit ihm über seine kirchenpolitischen Maßnahmen zu diskutieren und ihn zur Rücknahme von Klosteraufhebungen zu bewegen.

Gaudentius Andreas Dunkler (1746 – 1829)

Der aus Südmahren stammende Dunkler war von 1800 bis 1829 Propst des Stiftes Klosterneuburg. Unter seiner Führung erhielt der Wiener Vorort Neu-Meidling vom Stift als Grundeigentümer im Jahr 1819 die Bewilligung, sich als selbständige Gemeinde zu konstituieren. Damit trug Dunkler wesentlich zur aufstrebenden weiteren Entwicklung des Ortes bei. Zum Dank wurde der Ort fortan Gaudenzdorf genannt. Heute ist Gaudenzdorf Teil des 12. Wiener Gemeindebezirks Meidling. Dunkler gehörte im Jahr 1824 auch zu den Mitbegründern des Wiener Städtische Versicherungsvereins.

Rudolf Franz Eichhorn (1853 – 1925)

Der Waldviertler Bauernsohn lernte als Kaplan der Pfarre Floridsdorf das Elend der Bevölkerung in dieser Industriesiedlung kennen. Seine Beschreibung dieser Zustände und seine Publikation über „Die weißen Sklaven der Wiener Tramway-Gesellschaft“ sind frühe Dokumente der Sozialreportage. Durch seine Beschäftigung mit den sozialen Problemen geriet er in Konflikt mit vorgesetzten kirchlichen Stellen und der Polizei. Von 1888-1890 war Eichhorn Reichratsabgeordneter der Christlichsozialen Partei und suchte auch als solcher das Elend der Arbeiterschaft zu mildern.

Friedrich Gustaf Piffl (1864 – 1932)

Wie sein Mitbruder Rudolf Franz Eichhorn engagierte sich auch Friedrich Gustav Piffl in der Arbeiterfürsorge. 1907 wurde er zum Propst gewählt und 1913 von Kaiser Franz Josef I. zum Wiener Erzbischof ernannt und zugleich in den Fürstenstand erhoben. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie 1918 rief er zur Loyalität gegenüber der Republik auf, was ihn für die Monarchisten als Verräter erscheinen ließ. In der Zwischenkriegszeit setzte er sich für den Aufbau der Caritashilfe und der Förderung der „Katholischen Aktion“ ein. Piffl galt auch als Unterstützer eines parteipolitischen Katholizismus und als Vertrauter des christlichsozialen Bundeskanzlers Ignaz Seipel.

Pius Parsch (1884 – 1954)

Durch seine „Volksliturgische Bewegung“ wurde das Stift zum Ausgangspunkt der Liturgiereform in Österreich, mit weltweiter Ausstrahlung. Als Feldgeistlicher im Ersten Weltkrieg machte Pius Parsch die Erfahrung, dass für viele Soldaten die Inhalte und Form der christlichen Gottesdienste kaum noch Bedeutung hatten. Er entwickelte Aktivitäten zur Modernisierung der kirchlichen Liturgie (Messe in deutscher Sprache, stärkere Einbindung der Gemeinde), die vom zweiten Vatikanischen Konzil aufgegriffen wurden. Sein Werk wird heute durch das Pius-Parsch-Institut für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie weitergeführt.

Alois Kremar (1908 – 1945)

Der aus bescheidenen Verhältnissen stammende Wiener war 1926 ins Stift Klosterneuburg eingetreten. 1938 übernahm er die Pfarrstelle in Tattendorf im Süden von Wien, wo er sich als engagierter Seelsorger erwies. In den letzten Tagen des Krieges, am 3. April 1945, wurde von sowjetischen Soldaten ermordet, als er sich schützend vor Mädchen und Frauen stellte. Die Pfarrchronik berichtet über die dramatischen Ereignisse: In der Nacht zum Osterdienstag machten die Bewohner die Bekanntschaft mit den Befreiern. Das Furchtbare kam, als die Kampftruppen schon durchgezogen waren und der Tross nachkam und seinerseits zu „wirken“ begann. Nirgends ihres Lebens sicher, flüchteten Frauen und Mädchen in den Pfarrhof, um bei ihrem Pfarrer Schutz zu finden. Als einer der Soldaten nach einem flüchtenden Mädchen langte, drängte ihn Mitbruder Alois ab. Der Soldat gab einen Schuss auf den Pfarrer ab, traf dessen Unterleib, kurze Zeit später fielen dann noch zwei Schüsse.

Roman Karl Scholz (1912 – 1944)

Zunächst dem Nationalsozialismus zugewandt, wurde er nach der Teilnahme am NS-Reichsparteitag in Nürnberg 1936 zum überzeugten Gegner. Er gründete die Widerstandsgruppe „Deutsche Freiheitsbewegung“, die nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland in „Österreichische Freiheitsbewegung“ umbenannt wurde. Ihr politisches Ziel war vor allem die Aufklärung der Bevölkerung über die wahren Intentionen des Nationalsozialismus sowie die Wiedererrichtung eines unabhängigen Österreich. Vor der Ordensgemeinschaft hielt er sein Engagement geheim. 1940 wurde die Gruppe von einem Gestapo-Spitzel verraten und Scholz verhaftet. Die NS-Behörden stuften die Bewegung als „geheime hochverräterische Organisation“ ein. 1944 wurde er zum Tode verurteilt und auf dem Schafott hingerichtet. Seine letzten Worte waren „Für Christus und Österreich“.

Soziales Engagement weltweit

Seit seiner Gründungszeit leistet das Stift wertvolle sozial-karitative Dienste. Schon der Stifter, Markgraf Leopold III., wurde als wohltätig verehrt. So half z.B. 1786 das Stift den Opfern einer Hochwasserkatastrophe in Wien und ermöglichte ihnen den Wiederaufbau ihres Dorfes. Zum Dank nannten sie ihren neuen Ort nach dem damaligen Propst des Stiftes Floridus Leeb, Floridsdorf – heute der drittgrößte Bezirk Wiens. Seit mehr als 100 Jahren ist das Stift auf dem Sektor des sozialen Wohnbaues aktiv und schafft auch heute noch durch die Verpachtung von Grundstücken die Möglichkeit zum Bau von relativ günstigen Eigenheimen und Startwohnungen auf Genossenschaftsbasis.

Grundsatzerklärung

In Fortführung dieser Tradition hat sich das Stift eine Grundsatzerklärung zum sozialen Engagement gegeben. Diese ist eine sich selbstverpflichtende Absichtserklärung des eigenen Wunsches, jenen Menschen unter uns zu helfen, die unsere Hilfe so dringend benötigen – soweit es unser erwirtschafteter Ertrag erlaubt.

Dabei liegt der Fokus der Förderung auf jene Vereine und Organisationen die Kinder und Jugendliche in ihrer Lebensentwicklung unterstützen. Neben dem eigenen Sozialprojekt „Ein Zuhause für Straßenkinder“ engagiert sich das Stift Klosterneuburg beispielsweise bei einem Kinderschutzzentrum der „Kindernothilfe“ in Honduras, im Rahmen von „Licht in die Welt“ wird eine Augenklinik im Südsudan gefördert, in Kamerun und im Tschad wird ein Schulprojekt unterstützt. Auch in Österreich unterstützten wir etliche Vereine und Organisationen. Außerdem beteiligt sich das Stift an den Hilfsaktionen für Hochwasseropfer in unserer Region bzw. gibt es Unterstützung für Pächter und Mieter des Stiftes, wenn diese in Notsituationen kommen. Insgesamt erreicht der Aufwand für soziale Belange pro Jahr über eine Million Euro. Unser „Wirkungsbericht – Soziale Aktivitäten des Stiftes Klosterneuburg“ gibt darüber einen sehr guten Einblick.

Ein Zuhause für Straßenkinder

Eine der ersten Aktivitäten, der selbstauferlegten „Grundsatzerklärung“, war im Jahr 2000 die Förderung eines Kinderdorf-Projektes von Pater Georg Sporschill SJ, im rumänischen Ploiesti mit jährlich 175.000 Euro.

Mit dem eigens dafür gegründeten Verein „Ein Zuhause für Straßenkinder“ unterstützt das Stift Klosterneuburg seither die von Pater Sporschill gegründeten „Concordia Sozialprojekte“ mit mittlerweile 270.000 Euro jährlich. Die dafür eingesetzten Mittel stammen von Einzelspendern, aus Benefizveranstaltungen der Pfarren sowie den finanziellen Erträgen der stiftseigenen Wirtschaftsbetriebe. Wir unterstützen damit Projekte in Rumänien, Bulgarien, dem Kosovo und der Republik Moldau, die Kindern, Jugendlichen und Familien rasch und direkt vor Ort – dort, wo die Not am größten ist, helfen. In Kinderhäusern, Sozialzentren und betreuten Wohngemeinschaften werden Kinder und Jugendliche in ein selbstbestimmtes Leben begleitet, erhalten Bildung und können einen Beruf erlernen. Aus einem kleinen Sozialprojekt entstand eine Organisation, die rund tausend Kinder und Jugendliche betreut und tausende alte Menschen mit warmen Essen versorgt.

Jährlich besucht eine kleine Stiftsdelegation, in Begleitung von Journalisten, eines dieser Projekte, um nach dem Rechten zu sehen und gezielt ein Projekt zur Unterstützung für das Folgejahr auszuwählen. Gerne nehmen wir Sie in unsere Informations-Spendenschreiben Datenbank auf: presse@stift-klosterneuburg.at

Ein Zuhause für Straßenkinder – Sozialprojekt des Stiftes Klosterneuburg

Der Spendenverein verfügt über das Österreichische Spendengütesiegel. Die Spenden gehen zur Gänze ohne jeden Abzug an das Projekt. Die gesamten anfallenden Kosten, etwa Personalkosten, Reisespesen oder Werbeaufwand, werden zusätzlich vom Stift getragen.

Spendenkonten
Erste Bank: IBAN: AT10 2011 1824 2710 1000, BIC: GIBAATWWXXX
Raiffeisenlandesbank NÖ: IBAN: AT05 3200 0000 0001 1148, BIC: RLNWATWW

Ihre Spende ist als Sonderausgabe steuerlich absetzbar, unsere Registrierungsnummer: SV 1477

Stiftliche Auszeichnungen und Ehrungen

Leopoldipfennig

Die Prägung der Leopoldipfennige folgt einer langen Tradition. Bereits im Jahr 1584 lässt das Stift Klosterneuburg in der Münzstätte zu Wien die ersten Weihepfennige zu Ehren des Heiligen Leopold anfertigen. Ursprünglich für die Armenspende gedacht, werden die Münzen jedoch schon bald auch Gästen als Erinnerungsgabe überreicht.

Für den Entwurf des Leopoldipfennigs zum 900-Jahr-Jubiläum im Jahr 2014 konnte die slowakische Medaillenkünstlerin Ludmila Cvengrošova gewonnen werden. Die Vorderseite zeigt den Heiligen Leopold in der traditionellen Gestalt mit Kirchenmodell, die Rückseite vereint die Wappen des Stiftes, der Stadt Klosterneuburg und des Prälaten und früheren Propstes, Bernhard H. Backovsky. Die Prägung erfolgte bei der „Münze Österreich“ in Gold, Silber und Bronze. Die goldenen und silbernen Leopoldi-Pfennige werden vom Stift als Ehrengeschenke vergeben. Die bronzene Ausführung ist als Souvenir käuflich erwerbbar.

Leopoldskreuz

Das Leopoldskreuz wird seit 1985 an Personen verliehen, die sich in besonderer Weise um das Stift Klosterneuburg verdient gemacht haben. Anlass für die Stiftung dieses Ehrenzeichens war der Abschluss der seinerzeitigen Generalrenovierung, aber auch das 500-Jahr-Jubliäum der Heiligsprechung des Stiftsgründers Markgraf Leopold III.

Die erste Verleihung des Leopoldskreuzes erfolgte am 15. November 1985, also zu Leopoldi, für die Landesregierung wegen ihrer Verdienste um die damalige Generalrenovierung.

Das Ehrenzeichen wird in den drei Klassen Bronze, Silber und Gold vom jeweiligen Propst verliehen; seit 2015 zudem – als höchste Stufe – der „Stern zum Leopoldskreuz in Gold“. Die Auszeichnung können sowohl Priester (ausgenommen die Chorherren selbst) als auch Laien erhalten. Das Ehrenzeichen in Bronze wird als Brustdekoration getragen, Silber und Gold als Halsdekoration. Der Entwurf stammte vom Augustiner-Chorherren Floridus Röhrig. Er orientierte sich dabei am Österreichisch-Kaiserlichen Leopold-Orden.

St. Leopold Friedenspreis

Der nach dem Stiftsgründer benannte „St.-Leopold-Friedenspreis“ zeichnet Kunstwerke aus, die sich kritisch mit humanen und gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen. Verliehen wird er alle zwei Jahre für Werke der bildenden Kunst aus den Bereichen Malerei, Grafik, Fotografie und Bildhauerei, die zusätzlich zum künstlerischen Anspruch ein humanitäres Engagement zeigen und das vorgegebene Thema umsetzen. Ziel ist humanitäre Fragen wieder verstärkt zum Inhalt von Kunstwerken zu machen.

Pius-Parsch-Preis

Benannt nach den Chorherren Pius Parsch (1884-1954), durch dessen „Volksliturgische Bewegung“ das Stift zum Ausgangspunkt der Liturgiereform in Österreich mit weltweiter Ausstrahlung wurde. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben und zeichnet liturgiewissenschaftliche Leistungen in Europa aus. Er dient der Förderung theologischer Nachwuchskräfte mit exzellenten Forschungsergebnissen, sowie der Auseinandersetzung mit der Liturgischen Bewegung vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil sowie Liturgiereform als Ergebnis dieses Konzils.

Auszug aus der Stifts-Chronik

1114 Grundsteinlegung der Stiftskirche durch Babenberger Markgraf Leopold III. am 12. Juni
1133 Berufung der Augustiner-Chorherren und Chorfrauen nach Neuburg
1136 Weihe der Stiftskirche zu Ehren der Heiligen Gottesmutter Maria (Maria Geburt) am 29. September
1136 Tod Leopolds III. am 15. November
1142 Propst Hartmann gründet das Stift Neustift bei Brixen
1181 Fertigstellung des Verduner Altars

1329 Stephan von Sierndorf lässt nach Kirchenbrand das Goldschmiedwerk des Nikolaus von Verdun zum Flügelalter umbauen
1330 Ein Magister Martin erstellt einen Katalog der Bibliothek mit über 3000 Werken
1372 Erste schriftliche Erwähnung der Schleierlegende

1485 Heiligsprechung Leopolds durch Papst Innozenz VIII. am 6. Jänner

1529 Die Chorherren flüchten mit Reliquien und Kirchenschatz vor der Türkenbelagerung nach Passau. Das Stift wurde nicht eingenommen.
1568 Auflösung des Chorfrauenstiftes

1616 Erzherzog Maximilian III. stiftet den Österr. Erzherzogshut als „Heilige Krone Österreichs“
1642 Fertigstellung der sogenannten „Freundt-Orgel“, eine der wenigen original erhaltenen Großorgeln aus der Frühbarockzeit
1663 am 19. Okt. erhob Kaiser Leopold I. den Heiligen Leopold zum Landespatron von Österreich
1683 Klosterneuburg wird erneut von den Türken angegriffen, das Stift und die obere Stadt setzen sich jedoch erfolgreich zur Wehr

1730-40 Ausbau und barocke Umgestaltung des Stiftes unter Kaiser Karl VI. als Verbindung von Herrschersitz und Kloster – nach seinem Tod wurden die Arbeiten sofort eingestellt
1774 Propst Ambros Lorenz gründet das Stiftsmuseum; erstes öffentliches Museum Österreichs
1782 Papst Pius VI. besucht Stift Klosterneuburg
1786 Der heutige Wiener Bezirk Floridsdorf wird nach Propst Floridus Leeb benannt, er ermöglicht die Besiedelung von Stiftgründen für arme Leute

1805 Während der französischen Besatzungszeit besucht Napoleon Bonaparte das Stift
1813 Erste Erwähnung des Fasslrutschens im Binderstadl
1824 Propst Gaudentius Dunkler ist Mitgründer der „Wechselseitige k.k. privilegierten Brandschaden-Versicherungs-Anstalt“, des heutigen Wiener Städtische Versicherungsverein
1834-42 Unter dem Architekten Joseph Kornhäusel erhält der Kaisertrakt des Stiftes sein heutiges Erscheinungsbild
1860 Gründung der 1. Obst- u. Weinbauschule der Welt mit Wiener k. k. Landwirtschaftsgesellschaft
1860 Erste urkundliche Erwähnung der St. Laurent-Traube: Das Stift schenkt der Weinbauschule Reben zu Versuchszwecken – sie ist heute die Parade-Traube des Stiftsweingutes
1888 Errichtung der neugotischen Westfassade mit den beiden Kirchtürmen

1908 Eine Ausstellung im Stift Klosterneuburg gibt dem noch unbekannten Egon Schiele erstmals ein Forum zur öffentlichen Präsentation seiner Arbeiten
1913  Propst Friedrich Gustav Piffl wird Erzbischof von Wien
1922 Gründung der Volksliturgischen Bewegung durch den Augustiner-Chorherrn Pius Parsch
1936 Erhebung der Stiftskirche in den Rang einer Basilica minor durch Papst Pius XI.
1941-45 Aufhebung des Stiftes durch das NS-Regime
1963 Promulgation der Liturgiekonstitution „Sacrosanctum Concilium“, die das theologische Denken des Klosterneuburger Chorherrn Pius Parsch aufgriff (Volksliturgische Bewegung)
1972 Gründung Pius-Parsch-Institut durch Norbert Höslinger Can.Reg.
1985 Das „Leopoldskreuz“ wurde als tragbare Form einer Dankauszeichnung ins Leben gerufen
1997 Beginn neuerlicher umfangreicher Renovierungsarbeiten im Stift und in der Basilika

2000 Das Stift hat sich eine selbstverpflichtende Grundsatzerklärung zum sozialen Engagement gegeben. Dies war der Beginn des Projekts „Ein Zuhause für Straßenkinder“.
2003 Übernahme der Pfarre St. Paul in Bergen/Norwegen
2003 Inbetriebnahme des Biomasse-Heizwerks
2005 Ernennung von Markus Bernt Eidsvig Can.Reg. zum Bischof von Oslo durch Papst Benedikt XVI.
2006 Eröffnung des neuen Besucherzentrums „Sala terrena“
2007 Verleihung des Europäischen Kulturerbe-Preises „Europa Nostra“ an das Stift
2008 Erstmalige Vergabe des „St. Leopold Friedenspreis“
2008 Die Stiftskirche erhält einen neuen Volksaltar
2009 Erstmalige Vergabe des „Pius-Parsch-Preis“
2011 Gründung der US-Niederlassung in Glen Cove, NY
2011 Eröffnung der Schatzkammer für Besucher:innen
2012 Revitalisierung der „Gärten der Jahrhunderte“
2013 Eröffnung der „Galerie der Moderne“
2014 Jubiläumsjahr „900 Jahre Stift Klosterneuburg“
2019 Erschließung der hinteren Sala terrena Räume als Ausstellungsfläche „Sala terrena Galerie
2020-23 Apostolische Visitation; kirchenrechtliche Untersuchung von Missbrauchsfällen; das Stift wird unter päpstliches Kommissariat gestellt
2022 Beginn einer weiteren Sanierungsetappe: Stiftstürme mit Westwerk, Stiftsmauer, Binderstadl
2022 Bei der Renovierung der Kirchturmkreuze werden zwei Zeitkapseln mit Informationen zur Baugeschichte aus dem Jahr 1887 entdeckt. Ein Jahr später werden die renovierten Kreuze mit zwei neuen Zeitkapseln wieder aufgesetzt.
2023 14. August: Wahl von Anton Höslinger Can.Reg. zum 67. Propst des Stiftes Klosterneuburg
2023 Errichtung und Eröffnung der Seminarräume „Quartier 1114“ im Schüttkasten
2024 Neugestaltung des barocken Weinkellers mit Lichtinstallationen und neuem Führungskonzept

Wirtschaftsbetriebe

Die Wirtschaftsbetriebe schaffen die ökonomische Grundlage für die Arbeit der Mitglieder des Konvents als Seelsorger, Wissenschaftler und Lehrer sowie für den Betrieb und die Erhaltung des Stiftes und seiner Pfarren. Ein Großteil der Einnahmen fließt in Bau- und Renovierungsarbeiten, ein erheblicher Teil wird jedoch auch für soziale Zwecke aufgewendet. Das Stift Klosterneuburg erfüllt nicht nur vielfältige religiöse, soziale und kulturelle Aufgaben, sondern ist auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Niederösterreich. Die Wirtschaftsbetriebe des Stiftes generieren einen Umsatz von rund 50 Millionen pro Jahr, beschäftigen über 200 Mitarbeiter:innen:i und sorgen für hohe Wertschöpfung in der Region. Die Hauptgeschäftsfelder sind Land- und Forstwirtschaft, Immobilienverwaltung sowie Kultur und Tourismus.

Das Management

Kämmerer Elias Matthew Carr Can.Reg.

An der Spitze der Wirtschaftsbetriebe steht der vom Propst ernannte Kämmerer. Er ist der oberste geistliche Verwalter der stiftlichen Ökonomie. Elias Carr übt diese Funktion seit Februar 2024 aus. Er wurde 1968 in New York City geboren, 1999 zum Priester geweiht und trat 2002 in das Stift Klosterneuburg ein. Er gehörte zu jenen drei Chorherren, die 2011 zur Gründung der Niederlassung des Stiftes in Glen Cove / Long Island (USA) entsandt wurden. Dort war er sechs Jahre lang Pfarrer von Saint Rocco, sieben Jahre lang Schulleiter der katholischen Regionalschule „All Saints“ und zuletzt zweieinhalb Jahre lang Präsident der „Schools of Saint Mary“. 2022 promovierte er an der Päpstlichen Universität Johannes Paul II. in Krakau in Theologie. Er ist auch als Autor tätig.

Wirtschaftsdirektor Andreas Gahleitner

Der dem Kämmerer unterstellte Wirtschaftsdirektor leitet die Betriebe operativ. Andreas Gahleitner ist seit 2008 in dieser Funktion tätig. Der gebürtige Oberösterreicher, der in Linz und Dublin studierte, kam bereits im Zuge eines Praktikums mit dem Stift in Kontakt, nach Abschluss seines Studiums begann er hier seine Laufbahn im Controlling.

Die Geschäftsfelder

Land- und Forstwirtschaft:

  • Das Weingut des Stiftes ist das älteste Weingut Österreichs, mit 110 Hektar Anbaufläche
    (Klosterneuburg, Wien, Tattendorf und Gumpoldskirchen)
  • Der Forstbetrieb verfügt über 9.500 Hektar Fläche und teilt sich in vier Reviere.
  • Biolandwirtschaft mit rund 400 Hektar Fläche (Langenzersdorf, Prinzendorf, Tattendorf)
  • Unterirdische Biomasse-Heizung für das Stift und kommunale Einrichtungen

Immobilienverwaltung:

  • Vermietung von rund 700 Wohnungen, Büros und Geschäftslokalen
  • Rund 5500 Pachtverträge für Liegenschaften im Raum Wien, Klosterneuburg, Korneuburg,
    Bisamberg, Langenzersdorf und Tattendorf sowie in Anif in Salzburg

Kultur und Wissenschaft:

  • Rund 100.000 Besucher:innen pro Jahr
  • Stiftsmuseum, Kunstsammlungen, Kulturschätze, Stiftsbibliothek, Stiftsarchiv, Forschung
  • Vermietung von Räumlichkeiten (Augustinussaal, Binderstadl, Seminarräume, …)

Betrieb und Erhaltung

  • Bauabteilung mit sechs Werkstätten (Tischler, Installateur, Elektriker, Maurer, Maler, Schlosser)
  • Kammeramt (Näherei, Schneiderei, Küche, Portiere, Hausarbeiter:innen, Raumpflege)
  • Gärtnerei (Betreuung von rund 5 Hektar Außenanlagen mit Gärten und Orangerie; Veranstaltungen; zweijährlich abwechselnd: Orchideenausstellung sowie Gartentage
  • Servicebereiche (Rechnungswesen, Personalwesen, IT, Öffentlichkeitsarbeit, Rechtsberatung, Organisationsentwicklung)

Nachhaltiges Wirtschaften

Das Stift Klosterneuburg sieht sich im Sinne der Schöpfungsverantwortung verpflichtet, Wertvolles für zukünftige Generationen zu erhalten. Nachhaltiges Wirtschaften durch vorausblickendes und verantwortungs-volles Handeln für Mensch und Natur sind die Grundprinzipien der stiftlichen Wirtschaftsbetriebe. Ethische, soziale und ökologische Kriterien stehen gleichberechtigt neben wirtschaftlichen Zielen.

Stiftseigenes Biomasseanlage

Die bereits 2003 errichtete unterirdische Biomasse-Fernwärmeanlage versorgt das Stift und seine Nebengebäude sowie kommunale Einrichtungen in Klosterneuburg wie Rathaus, Krankenhaus und das Freizeitzentrum Happyland mit umweltfreundlicher Naturwärme. Die dafür benötigten Hackschnitzel kommen nach Möglichkeit aus den nahegelegenen stiftseigenen Wäldern, dadurch fallen keine langen Transportwege an. Im Vergleich zu den davor eingesetzten Heizsystemen konnte der CO2-Ausstoß um mehr als 3000 Tonnen pro Jahr reduziert werden. Seit der Wintersaison 2023 kooperiert das Biomasseheizwerk des Stiftes mit jenem des niederösterreichischen Energieversorgers EVN. Aufgrund dieser Zusammenarbeit ist nun die ganzjährige Versorgung aller angeschlossenen Betriebe und Haushalte mit Naturwärme möglich. Dabei werden die Bedarfsspitzen gegenseitig abgefangen und der ergänzende Gaseinsatz konnte im Biomasseheizwerk des Stiftes auf ein Prozent reduziert werden.

Erstes klimaneutrales Weingut

Im März 2009 wurde das Stiftsweingut Klosterneuburg als erstes Weingut Österreichs klimaneutral zertifiziert und setzte damit frühzeitig Maßnahmen in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Gemeinsam mit den Beratern von ClimatePartner wurden zahlreiche Maßnahmen gesetzt, die den Emissionsausstoß und Energieverbrauch senkten. Dazu zählten etwa die Reduktion von Fahrten, die natürliche Kühlung von Gebäuden sowie der Einsatz von Wärmerückgewinnungsanlagen bei den Weintanks. Diese Maßnahmen ermöglichten dem Weingut eine Einsparung von bis zu 1,7 Kilogramm Kohlendioxid je Flasche, das entspricht knapp einem Kubikmeter Gas. Seit dem Jahr 2025 ist der Weinbau bio-zertifiziert und wird kontinuierlich ausgebaut.

Stromversorgung durch Erneuerbare Energien

2021 wurde die erste stiftseigene Photovoltaikanlage (22,5 kWp) auf dem Flachdach einer Lagerhalle des Stiftsweingutes errichtet. Sie versorgt die Vinothek, Büros und Lagerräume des Weingutes mit eigenem grünem Strom. Nur ein Jahr später folgte eine zweite Photovoltaik-Anlage mit über 110 kWp. Sie befindet sich im Garten hinter der Sebastianikapelle auf 500 Quadratmeter Freifläche. Der Jahresertrag von 110.000 Kilowattstunden wird direkt in das hauseigene Netz eingespeist.

In Prinzendorf an der Zaya ist derzeit eine weitere, bereits genehmigte Photovoltaik-Anlage in Planung. Sie soll auf einer Fläche von rund zehn Hektar errichtet werden.

Im Forstrevier Pax bei Schwarzau im Gebirge verfügt das Stift über zwei Kleinwasserkraftwerke, welche die stiftseigenen Forsthäuser mit Strom versorgen beziehungsweise ins Netz einspeisen.

Ebenfalls auf Flächen des Stiftes Klosterneuburg befindet sich der Windpark Matzen-Klein-Harras II, der seit Anfang 2022 saubere, regionale Energie produziert. Insgesamt wurden dort von der Firma W.E.B. drei Windräder in Betrieb genommen, die eine Gesamtleistung von 12,6 Megawatt aufweisen und damit rund 23.000 Menschen mit Strom versorgen. Weitere Windkraftprojekte auf Entwicklungsflächen im Wald- und Weinviertel sowie in der Steiermark sind in Planung.

E-Mobilität

Auf allen drei Parkplätzen am Stiftsareal stehen für Besucherinnen und Besucher insgesamt sechs Ladestationen der Firma Smatrics für Elektrofahrzeuge zur Verfügung. Weiters gibt es am Vorplatz der Tiefgarageneinfahrt drei E-Bike-Ladestationen, betrieben von Wien Energie. Auch der Fuhrpark des Stiftes wird kontinuierlich auf E-Mobilität umgestellt.

Im März 2025 wurde der ersten Weinbau-Roboter Österreichs in Betrieb genommen. Er arbeitet autonom und übernimmt zahlreiche Aufgaben, die sonst von einem Traktorfahrer erledigt werden müssten. Der große Vorteil: Der Roboter ist nicht an feste Arbeitszeiten gebunden, fährt emissionsfrei und wird zu 100 Prozent mit Strom betrieben. Mit einer Betriebsdauer von 8 bis 10 Stunden und einer Ladezeit von nur zwei Stunden setzt er neue Maßstäbe in Sachen Effizienz. Hergestellt in Frankreich, ist der Roboter weltweit über 250-mal erfolgreich im Einsatz – das Stift ist das erste Weingut in Österreich, welches diese zukunftsweisende Technologie im Weinbau nutzt.

Familiengerechte Arbeitswelt

Die Wirtschaftsbetriebe des Stiftes Klosterneuburg sind ein zertifizierter familienfreundlicher Arbeitgeber. Bereits im Jahr 2011 hat eine interne Arbeitsgruppe in einem vom Ministerium für Wirtschaft und Familie angebotenen Auditierung-Prozess „berufundfamilie“ Verbesserungspotenziale erhoben und einen Ziel- und Maßnahmenplan erarbeitet, dessen Umsetzung von den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen aber auch vom Ministerium überprüft wird. Zertifizierte Unternehmen bekennen sich nachhaltig zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es geht dabei um betriebliche Flexibilität im Bereich Arbeitszeit, um Verbesserungen in der Informations- und Kommunikationspolitik, Personalentwicklung, Karenz und Rückkehr in den Beruf.

Erhaltung und Förderung der Biodiversität

Bereits im Jahr 2001 stellte das Stift Klosterneuburg seine Ackerflächen auf biologische Bewirtschaftung um, verzichtet seither auf Mineraldünger und Pflanzenschutzmittel und sichert damit langfristig die Erzeugung hochwertiger Lebensmittel. Durch die Anlage von Grünbrache-Flächen mit vielfältigen Blütenpflanzen wird versucht für zahlreiche Tierarten Nahrungsquellen, Rückzugs-und Überwinterungsorte zu schaffen.

Mit der schonenden Bewirtschaftung von rund 8000 Hektar Forstflächen und umfangreichen Aufforstungen erhält das Stift seine Wälder als Erholungsraum für Menschen und Rückzugsgebiet für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Durch die naturnahe Verjüngung der Althölzer wird die Artenvielfalt von Flora und Fauna erhöht und die Vitalität des Ökosystems gestärkt.

Ambitioniert ist auch das Revitalisierungsprogramm für die Gärten des Stiftes. Als wichtiger Partner des niederösterreichischen Programms „Natur im Garten“ werden bei Planung und Ausführung strenge Auflagen beachtet und erfüllt. Auf Torfmull wird komplett verzichtet, Moorerde so weit wie möglich ersetzt, und auch der Wegebau erfolgt weitgehend händisch. Inmitten des historischen Kreuzganges wurde ein mittelalterlicher Kreuzgarten rekonstruiert, der Konventgarten besticht durch zahlreiche heimische und exotische Pflanzenraritäten wie der biedermeierlichen Pfingstrose oder der gelben Kastanie.

Erhaltung einer Fledermauskolonie

Das Große Mausohr, auf lateinisch „Myotis myotis“, ist die größte bei uns heimische Fledermausart. Sie stehen unter strengem Artenschutz, dem auch das Stift Klosterneuburg nachkommt. Rund hundert Tiere mit ihren Jungen beziehen jährlich ihr Sommerquartier im Dachboden des Stiftes. Bei den umfangreichen Renovierungsarbeiten des Daches wurde auf die Mausohren besondere Rücksicht genommen. So wurde mit den Arbeiten gewartet, bis sie das Sommerquartier verlassen hatten. Bei der im Winter durchgeführten Neudeckung wurden die alten Dachsparren belassen, damit die „Kirchenfledermaus“ genannten Tiere im darauffolgenden Sommer wieder ihre altbekannten Plätze finden konnten. Auch das Ein- und Ausflugsloch unter einer Dachverschneidung wurde erhalten.

Betriebsfeuerwehr

Kommandant: Oberbrandinspektor (OBI) Stefan Viktorin-Pomper

Die stiftliche Feuerwehr wurde im Mai des Jahres 1890 unter Stiftskämmerer Gilbert Gürsch Can.Reg. errichtet. Schon davor gab es eine Hausfeuerwehr, die aber nur aus drei Mann bestand. Die Pumpmannschaft musste meistens am Brandplatz beschafft werden. Der Stiftskämmerer fasste daher, den Anforderungen der Neuzeit entsprechend, den Entschluss eine organisierte Hausfeuerwehr zu errichten. Es wurde eine neue Feuerwehrspritze sowie die nötigen anderen Gerätschaften angeschafft.

Die wichtigste Aufgabe der Freiwilligen Betriebsfeuerwehr des Stiftes ist der vorbeugende Brandschutz. Mit 230 Handfeuerlöschern, 20 Wandhydranten, sechs Trockensteigleitungen, einer Brandmeldeanlage mit über 1600 Rauchmeldern und einer Gaslöschanlage mit sechs Löschbereichen wird viel für die Sicherheit des Stiftes geleistet.

Aber auch für den abwehrenden Brandschutz ist die Betriebsfeuerwehr gut gerüstet. Mit einem derzeitigen Mannschaftsstand von 21 Aktiven und acht Reservisten steht der Mannschaft, die sich aus ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen und ein Chorherr zusammensetzt, ein Kleinlöschfahrzeug sowie ein Versorgungsfahrzeug mit Wechselcontainer mit einer Schnellangriffseinrichtung und Atemschutzgeräten zur Verfügung. Neben den monatlichen Übungen findet alle zwei Jahre eine gemeinsame Übung mit den Feuerwehren des Abschnittes Klosterneuburg und der Berufsfeuerwehr Wien statt.

Kultur und Wissenschaft

Leitung: Matthias Hofmeister-Kiss

Das Stift Klosterneuburg zählt zu den bedeutendsten Reise- und Ausflugszielen des österreichischen Kulturtourismus: Die über Jahrhunderte entstandenen Sammlungen des Stiftsmuseums und der Schatzkammer vereinen Kulturschätze vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Einzigartig ist der Gebäudekomplex aus Bauten von der Romanik über die Pracht des Barocks bis zum Historismus. Weltweit einmalig auch die barocke Baustelle der Sala terrena, die seit der Einstellung der Bauarbeiten im Jahr 1740 unverändert blieb. Wechselnde Ausstellungen wissenschaftlicher Forschungsergebnisse, sowie moderner Kunst runden diesen Angebotsbereich ab. Zu einem wahren Publikumsmagnet hat sich die alle zwei Jahre stattfindende Orchideenausstellung – die größte ihrer Art in Österreich – im Konventgarten des Stiftes entwickelt. Insgesamt werden jährlich rund 100.000 Besucher:innen gezählt.

Die Top-Ten-Sehenswürdigkeiten

  1. Der Verduner Altar: 1181 vom Goldschmied Nikolaus aus Verdun aus feuervergoldeten Emailtafeln entworfen und erschaffen. Ursprünglich Kanzelverkleidung, nach 1330 zum Flügelaltar umgebaut, einer der bedeutendsten Kulturschätze des Mittelalters – zu sehen im Rahmen einer Stiftsführung.
  2. Der Österreichische Erzherzogshut: Die 1616 gestiftete heilige Krone Österreichs der Habsburger, die nur zur Erbhuldigung vom Stift weggebracht werden durfte – zu sehen in der Schatzkammer.
  3. Die Sala terrena: Der geplante Gartensaal blieb im Rohbauzustand des Jahres 1740 – und damit eine weltweit einzigartige barocke Baustelle mit acht Atlanten-Skulpturen. Heute als Besucherempfang mit Stiftsshop in Verwendung.
  4. Die Rückseite des Verduner Altares im Schauraum der Schätze des Mittelalters: Die ältesten erhaltenen großen Tafelbilder nördlich der Alpen, entstanden um 1330 und zeigen starken italienischen Einfluss – zu sehen im Rahmen einer Stiftsführung.
  5. Der siebenarmige Leuchter: Ein Geschenk von Agnes und Leopold an die Stiftskirche vor 1136. Der riesige Bronzeleuchter gehörte zur Grundausstattung der Kirche. Er kommt aus derselben Werkstatt wie die Bronze-Tore von San Zeno in Verona – zu sehen im Rahmen einer Stiftsführung.
  6. Der Babenberger-Stammbaum: Um die Familie des neuen Heiligen nach der Heiligsprechung Leopolds 1485 dem Volk bekannt zu machen, wurde dieses Riesenwerk von den Habsburgern in Auftrag gegeben. Es stellt alle Babenberger-Herrscher sowie ihre Frauen dar – zu sehen im Stiftsmuseum.
  7. Die Schleiermonstranz von Matthias Steinl, 1710 entworfen, ein Höhepunkt der barocken Gold-schmiedekunst – zu sehen in der Schatzkammer.
  8. Die Elfenbeinsammlung: Vom „Schreibzeug des heiligen Leopold“, einem frühmittelalterlichen Kästchen aus Spanien, bis zu unwahrscheinlich feinen Kunstwerken der Barockzeit – die bedeutendsten Stücke sind in der Schatzkammer zu sehen.
  9. Die Sammlung liturgischer Gewänder mit besonders wertvollen Stücken aus der Barockzeit bis zum vielteiligen Marienornat im Jugendstildesign – die prächtigsten Gewänder sind in der Schatzkammer zu sehen.
  10. Die Stiftskirche mit der Festorgel: Ein Gesamtkunstwerk aus verschiedenen Jahrhunderten mit Details, die eine eigene Führung verlangen würden. Die ursprünglich romanische Kirche wurde barockisiert. Die Festorgel wurde in den Jahren 1636 bis 1642 aus zwei bereits in der Kirche vorhandenen Orgeln von dem Passauer Orgelbauer Johannes Freundt zusammengebaut. Heute steht uns damit ein außergewöhnliches Zeugnis frühbarocker Orgelbaukunst zur Verfügung, das dank seines hervorragenden Klanges als eine der bedeutendsten europäischen Denkmalorgeln gilt.

Das Stiftsmuseum

1774 gründete Propst Ambros Lorenz das Stiftsmuseum. Es entstand 20 Jahre vor dem Louvre, zählt damit zu den ältesten Museen der Welt und war das erste öffentlich zugängliche Museum Österreichs. Bereits die erste Erwerbung war ein bedeutendes Kunstwerk: die Tafeln des Albrechtsaltares – eines der großen Meisterwerke der Wiener Malerei um 1440. Sie zeigen die älteste Darstellung des Stephansdoms mit dem kurz vor der Entstehungszeit des Altares fertiggestellten Turm. Er war der Modernisierung der Kirche am Hof in Wien zum Opfer gefallen, große Teile waren bereits verbrannt, nur die Tafelbilder noch erhalten. Inzwischen haben die Tafelbilder in der Sebastianikapelle Aufstellung gefunden und sind im Rahmen einer Sonderführung zu besichtigen.

Das Stift konnte von Anfang an auf wertvolle Bestände verweisen: So befanden sich etwa das sogenannte „Schreibzeug des Heiligen Leopold“ als Teil einer wertvollen Elfenbeinsammlung oder der Bilderzyklus von Rueland Frueauf dem Jüngeren, der die die Stiftsgründung zum Thema hat, bereits im Haus. Dasselbe gilt für den Babenberger-Stammbaum, jenem riesigen dreiteiligen Gemälde, welches den Pilgern 1492 die Familie des neuen Landesheiligen nahebringen sollte.

In den folgenden Jahrhunderten wurden die Bestände sukzessive ergänzt: Naheliegenderweise sammelte das Stift vor allem Darstellungen des heiligen Leopold und des Stiftes selbst – wie etwa vier Werke von Egon Schiele. Auch heute noch werden Werke moderner Künstler:innen zur Vervollständigung der Bestände erworben.

Die Schatzkammer

Prunkstück der Sammlung ist die „heilige Krone Österreichs“, der 1616 vom Habsburger Erzherzog Maximilian III. gestiftete Österreichische Erzherzogshut, der nur zur Erbhuldigung der Erzherzöge aus Klosterneuburg entfernt werden durfte. Die ältesten Exponate der Schatzkammer reichen bis in die Gründungzeit des Stiftes zurück. Dazu gehören etwa ein elfenbeinerner Abtstab aus dem 14. Jahrhundert oder die Email-Reliquienschreine aus Limoges (Frankreich). Im sogenannten „Reisealtar des heiligen Leopold“ befindet sich hinter Bergkristall ein Stück Stoff, der vom Schleier der Markgräfin Agnes stammen soll. Laut jüngsten Untersuchungen geht er auf jene Zeit zurück, ob er tatsächlich der Agnes gehörte, ist nicht belegbar. Von 1714 stammt die prächtige Schleiermonstranz, die das Stift beim führenden Goldschmied Wiens, Johann Baptist Känischbauer, in Auftrag gab.

Die Schatzkammer war lange Zeit nicht öffentlich zugänglich. 2011 wurde sie nach neuesten sicherheitstechnischen und konservatorischen Gesichtspunkten ausgestattet und steht den Besucherinnen und Besuchern ganzjährig offen.

Die Galerie der Moderne

Die seit 2013 bestehende Galerie der Moderne im Stiftsmuseum Klosterneuburg präsentiert Positionen sakraler Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Der Bogen spannt sich von expressionistischen Werken der 1920er Jahre bis zu Schöpfungen junger österreichischer Künstler:innen. Diese treten nun in einen spannenden Dialog mit den Werken der Alten Meister. Seit vielen Jahrhunderten sieht es das Stift als seine Aufgabe an, Werke sakraler Kunst in Auftrag zu geben und zu erwerben. Auch als Vermächtnis von Prälat Alfred Sammer (1942 – 2010), der sich zeitlebens für moderne Sakralkunst engagiert und dessen Kunstsammlung das Stift geerbt hat. In den letzten Jahren konnte die Sammlung durch einige Legate und Ankäufe erweitert werden. Dazu zählen Werke von Herwig Zens, Linde Waber, Peter Atanasov, Gerhard Gutruf, Maria Schwarz, Julia Faber und vielen anderen.

Die Sala terrena

Als Kaiser Karl VI. 1740 überraschend starb, segnete auch sein Traum von einem österreichischen Escorial das Zeitliche. Die Bauarbeiten wurden eingestellt, weil weder seine Tochter und spätere Nachfolgerin Maria Theresia noch die Chorherren des Stiftes Interesse an einer Weiterführung hatten. Damit blieb auch die sogenannte Sala terrena unvollendet. In diesem Raum hatte Hofbildhauer Lorenzo Mattielli (1688 – 1748) acht tragende Atlanten geschaffen, doch sonst existiert nur das nackte Mauerwerk. Mit dem Bau der Tiefgarage und der Biomasse-Fernheizung wurde in der Sala terrena ein neuer Besucherempfang geschaffen, der 2006 in Betrieb genommen wurde. Zwei Jahre später wurde diese Revitalisierung mit dem Denkmalschutzpreis der Europäischen Union, dem Europa Nostra Award, ausgezeichnet.

Die Kaiser-Apartments

Eine kaiserliche Residenz, die die Funktionen von Kloster und Herrscherpalast in sich vereinigen sollte: Kaiser Karl VI. hatte mit dem Stift Klosterneuburg wortwörtlich Großes vor. Ab 1730 sollte in Klosterneuburg die gigantischste aller barocken Klosteranlagen entstehen. Vorbild war der Escorial bei Madrid. Verwirklicht wurde zu Lebzeiten des Kaisers aber nur ein Achtel der geplanten Anlage, darunter die prachtvoll eingerichteten Kaiserzimmer.

Bei den Kaiser-Apartments handelt es sich um unverändert erhaltene imperiale Gemächer aus der Barockzeit. Der italienische Architekt Donato Felice d’Allio entwarf die Innenausstattung der Räume. Von den Öfen sind noch seine detaillierten Skizzen erhalten. Die Stuckdekorationen der Decken, Kamine und Öfen wurden von Santino und Gaetano Bussi ausgeführt.

Die Räume wurden nach dem Tod des Kaisers nie adaptiert, die Raumfolge entspricht dem spanischen Hofzeremoniell. Das bedeutet, je privater man mit dem Kaiser war, desto weiter konnte man vordringen: Beginnend im Marmorsaal, dem offiziellen Empfangsraum, ging es weiter in die große Antecamer, sodann in den Audienzsaal, das Tafelzimmer, die zweite Antecamer und schließlich in den Privatraum des Kaisers, die „innerste Retirade“. Dort angrenzend, im nördlichen Flügel, befand sich das Schlafzimmer des Kaisers und seiner Frau Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel. Daran wiederum schlossen die Räume der Kaiserin an. Diese sind heute als Repräsentationsräume der Prälatur in Verwendung, das heißt, sie sind dem Prälaten seinen Gästen vorbehalten.

Karl VI. konnte seine Appartements nur einmal bewohnen. Er übernachtete hier von 14. auf 15. November 1739 im Zuge der Hofwallfahrt an das Grab des hl. Leopold. Im Jahr darauf verstarb er im Alter von 55 Jahren.

Das römische Lapidarium

Das heutige Augustiner-Chorherrenstift erhebt sich an der Stelle des Römerlagers Arrianis, das Teil der nördlichen Grenze des Römischen Reiches war. Über vier Jahrhunderte lang erstreckte sich hier der Donaulimes und hinterließ reiche Bodenfunde. Hervorzuheben ist eine größere Anzahl von Grabsteinen, die interessante Einblicke in das Leben im Militärlager und der Zivilsiedlung ermöglichen. Diese Steine wurden im Mittelalter als Baumaterial verwendet, erst 1976 entdeckt und aus dem Mauerverband gelöst. Im Lapidarium sind diese und andere Fundstücke zu besichtigen. Unter den Kleinfunden verdient das Militärdiplom aus dem Jahr 80 nach Christus besondere Beachtung.

St. Leopold Friedenspreis

Der nach dem Stiftsgründer benannte „St.-Leopold-Friedenspreis“ zeichnet Kunstwerke aus, die sich kritisch mit humanen und gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen. Verliehen wird er alle zwei Jahre für Werke der bildenden Kunst aus den Bereichen Malerei, Grafik, Fotografie und Bildhauerei, die zusätzlich zum künstlerischen Anspruch ein humanitäres Engagement zeigen und das vorgegebene Thema umsetzen. Ziel ist humanitäre Fragen wieder verstärkt zum Inhalt von Kunstwerken zu machen.

Bewerben können sich Künstlerinnen und Künstler jeder Nationalität, politischer und religiöser Überzeugung. Der St. Leopold-Friedenspreis ist mit 12.000 Euro dotiert und wurde erstmals, auf Initiative von Propst Bernhard Backovsky, im Jahr 2008 verliehen.

Die bisherigen Preisträger:innen:

2008  Thema Kreuzwege und Erlösung: Elke Punkt Fleisch (A) mit Allzweckreinigerinnen

2009  Thema Glaube, Liebe, Hoffnung: Ramona Schnekenburger (D)
Anerkennungspreise: Agnes Winzig (A), Eva Weiler

2010  Thema Den Armen eine Stimme geben: Dora Várkonyi (D)
Anerkennungspreise: Andreas Laugesen (D), Marko Lipuš (A)
Sonderpreis für Fotografie: Leonard Popien

2011 Thema Gerechtigkeit schafft Frieden: Mariele Bergmann (D)
Anerkennungspreise: Peter Berresheim (D), Ingrid Sonntag Ramirez Ponce (D)
Sonderpreis für Fotografie: Lela Ahmadzai (AFG/D)

2012  Thema Menschenwürde contra Zynismus: Marion Linke (CH)
Anerkennungspreise: Robert Fleischanderl (A), Stephan Popella (D)
Sonderpreis für Fotografie Claudia Henzler (D)

2014  Thema Bin ich der Hüter meines Bruders?: Peter Müller (D)
Anerkennungspreise: Willy Puchner (A), Dominik Fleischmann (D)

2016  Thema Die Macht der Gier: Gregor Sailer (A)
Anerkennungspreise: Frenzy Höhne (D), Wadim Rakowski (RUS)

2018 Thema Die Zeit wird uns gegeben und wir formen die Zeit: Simon Schober (A)
Anerkennungspreise: Daniel Sommergruber (A), Gerd Paulicke (D)

2020 Thema Herr komm mir zu Hilfe, das Wasser steht mir bis zur Kehle: Petra Weifenbach (D)
Anerkennungspreise: Gea van Eck (NL), Jenny Ymker (NL)

2023  Thema Einer trage des anderen Last: Konstanze Trommer (D)
Anerkennungspreise: Ulrike Anna Schwartz (D), Ines Schaikowski (D)

2025  Thema Sogar den Abfall machen wir zu Geld!: Osama Zatar
Anerkennungspreise: Julia Belova (RUS), Barbara Dombrowski (D)

Pius-Parsch-Preis

Benannt nach dem Chorherren Pius Parsch (1884-1954), durch dessen „Volksliturgische Bewegung“ das Stift zum Ausgangspunkt der Liturgiereform in Österreich mit weltweiter Ausstrahlung wurde. Der Preis wird alle zwei Jahre vergeben und zeichnet liturgiewissenschaftliche Leistungen in Europa aus. Er dient der Förderung theologischer Nachwuchskräfte mit exzellenten Forschungsergebnissen, sowie der Auseinandersetzung mit der Liturgischen Bewegung vor und der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil.

Vorrangig wissenschaftliche Arbeiten wie zum Beispiel Habilitationsschriften, Dissertationen, Monographien, Lizentiats- oder Magisterarbeiten, können eingereicht werden. Die Studien sollen nicht älter als drei Jahre sein.

Der vom Stift Klosterneuburg mit 6000 Euro dotierte und von einer Jury internationaler Wissenschaftler ausgelobte Preis wird jeweils vom Propst des Stiftes in der Pius-Parsch-Kirche St. Gertrud anlässlich des Gedenktages der Promulgation der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils „Sacrosanctum Concilium“ (4. Dezember 1963) vergeben.

Die bisherigen Preisträger:innen: 

2009 Eugen Daigeler, Dissertation: Liturgische Bildung als Weg zur tätigen Teilnahme bei Pius Parsch  

2011  Josef Keplinger, Dissertation: Der Vorstehersitz. Studie über die Verortung liturgischer Vorstehung im Spannungsfeld von Funktionalität und theologischer Zeichenstruktur.

2013  Michael Schneiders, Magisterarbeit: Theologie und Praxis der Taufe in der
vorkonziliaren Liturgischen Bewegung bei Pius Parsch.

2015  Guido Pasenow, Dissertation: Heinrich Meurers (1888-1953).
Ein Förderer und Wegbereiter der Liturgischen Bewegung in Deutschland.

2017  Preisteilung ex aequo:
Christian Stoll, Dissertation: Die Öffentlichkeit der Christus-Krise.
Erik Petersons eschatologischer Kirchenbegriff im Kontext der Moderne.
Andreas Kaiser, Dissertation: Das lateinisch-deutsche Altarmessbuch (1965).
Der vergessene Schritt zur Umsetzung der Liturgiereform.

2019  Marco Benini (Habilitation): Liturgische Bibelhermeneutik.
Die Heilige Schrift im Horizont des Gottesdienstes.

2021  Lea Lerch, Dissertation: Liturgie im gesellschaftlichen Umbruch.
Romano Guardinis Reformtheologie im historischen Kontext der Weimarer Republik.

2023  Josef Raufer, Dissertation: Tagzeitengebet als Gebet aller Getauften.
Ansätze des Zweiten Vatikanischen Konzils und Rezeption im deutschen Sprachgebiet.

Stiftsmusik

Leitung: Daniel Freistetter

„Wer singt, betet doppelt“: Bereits der heilige Augustinus wusste um die Wirkung und Bedeutung von Kirchenmusik. Im II. Vatikanischen Konzil (1962-65) wurde dann festgehalten, dass sie nicht bloßes Schmuckwerk ist, sondern selbst Liturgie darstellt. Im Stift Klosterneuburg wird diese Tradition seit Jahrhunderten hochgehalten.

Davon zeugt etwa die Festorgel, welche in den Jahren 1636 bis 1642 aus zwei bereits in der Kirche vorhandenen Orgeln vom Passauer Orgelbauer Johannes Freundt zusammengebaut wurde. Heute steht uns damit ein außergewöhnliches Zeugnis frühbarocker Orgelbaukunst zur Verfügung. Die Freundt-Orgel gilt dank ihres hervorragenden Klanges als eine der bedeutendsten europäischen Denkmalorgeln.

Die Chororgel wiederum wurde 2005 vom renommierten Schweizer Orgelbauunternehmen Kuhn als „historischer Neubau“ – der Bauprinzipien des 18. Jahrhunderts aufgenommen hat und sich in Gestaltung, Materialauswahl und Verarbeitung an süddeutsch–österreichischen Werken des 18. Jahrhunderts orientiert – konzipiert und umgesetzt.

Im Jahr 2022 hat sich die Stiftsmusik unter der Leitung von Daniel Freistetter und Stiftsorganist Johannes Zeinler neu formiert.

Jährlich finden rund zehn Hochämter mit Orchestermessen statt, dazu kommen etwa 30 Gottesdienste mit musikalischer Gestaltung durch Chöre, Ensembles oder Solist:innen. Konzertant kommen jährlich zwei Oratorienkonzerte sowie fünf Orgelkonzerte an der Festorgel zur Aufführung: Einmal pro Monat gibt es – im Rahmen der Freund(t)-Musiken – Kurzkonzerte der Stiftsmusik.

  • Das Orchester der Stiftsmusik setzt sich aus Profimusiker:innen aus Klosterneuburg und Umgebung zusammen. Der Stiftschor gestaltet die Hochämter an den Festtagen und wirkt bei besonderen Anlässen des Konvents mit.
  • Das Jugendensemble gestaltet projektbezogen Messen und Konzerte in der Stiftsbasilika.
  • Der Vokalkreis ist offen für alle, die Freude am Singen haben. Es werden hauptsächlich Pfarrmessen am Sonntagabend gestaltet.
  • Das Freund(t)-Ensemble wurde als professionelles Vokal- und Instrumentalensemble gegründet. Es widmet sich hauptsächlich der Musik des 16. und 17. Jahrhunderts, wobei immer versucht wird, die Festorgel in all ihrer klanglichen Vielfalt miteinzubeziehen. Aber auch zeitgenössische Werke finden Eingang in das Repertoire.

900 Jahre Architekturgeschichte

Auf dem Stiftsareal finden sich Belege von über 900 Jahren Bautätigkeit. Eine Tour durch das Stift ist somit auch ein Rundgang durch die europäische Architekturgeschichte.

Mittelalter

Ein Teil des Stiftsplatzes wird dominiert von der 1114 bis 1136 errichteten Stiftskirche, die damals die größte Kirche des Landes war. Am Langschiff außen ist deutlich der ursprüngliche Stil erkennbar: Eine romanische Basilika in der Typologie einer Hauskirche des salischen Königshauses, aus dem Markgräfin Agnes stammte. Die originale Kirchenmauer des 12. Jahrhunderts mit freigelegten Architekturteilen ist im Südflügel des Kreuzgangs noch sehr gut zusehen.

Den Übergang zur Gotik zeigt auf dem Stiftsplatz die stehengebliebene Mauer des Palastes Herzog Leopold VI. um 1200. Von der daneben befindlichen Capella speciosa, dem ersten gotischen Bau in Österreich, haben sich nur noch die Grundmauern erhalten. Dahingegen steht die im 13. Jahrhundert errichtete große Kirche für die Chorfrauen noch, die allerdings im 18. Jahrhundert säkularisiert wurde und seitdem als Presshaus genutzt wird. Die Tutzsäule von 1381 kann als Musterbeispiel der Hochgotik gelten.

Ein weiteres gotisches Baudenkmal findet sich im Leopoldihof: Der Erker an der ehemaligen Burg des Markgrafen Leopold, während das riesige Fenster der ehemaligen Thomaskapelle schon im Übergang zur Renaissance entstand. Der anschließende Fürstentrakt entstand 1618 bis 1620 und besticht durch seine schönen Renaissance-Rauchfänge.

Einzigartiges Barock

1634 wurde mit der barocken Innenraumgestaltung der Stiftskirche begonnen, die in mehreren Phasen bis 1730 andauerte und den Raumeindruck der Romanik verschwinden ließ. Doch der große barocke Umbau begann 1730: Kaiser Karl VI. beauftragte seinen Festungsbaumeister Donato Felice d‘Allio, eine Klosterresidenz nach dem Vorbild des spanischen Escorial zu errichten. Der Plan sah vier große Höfe und neun Kuppeln vor, die jeweils eine habsburgische Krone tragen sollten. Das Fundament wurde weit über die Stiftsterrasse hinausgeschoben, wodurch sich die Kellergewölbe über drei Etagen erstrecken. Als Karl VI. im Jahr 1740 überraschend starb, war erst ein Achtel der Anlage fertig. Maria Theresia hatte kein Interesse am Weiterbau – genauso wenig wie das Stift, das die Finanzierung tragen musste.

Der Barockbau blieb ein Torso, einzelne Teile, wie etwa die geplante Sala terrena und das dahinter liegende Gangsystem bestanden als plötzlich verlassene Baustelle. 1756 wurde zumindest der Marmorsaal fertiggestellt, 1834 bis 1842 vollendete Architekt Joseph Kornhäusel den heutigen Kaiserhof in vereinfachten Barockformen. Und erst 2005 begann das Stift die Sala terrena der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und ihr als Eingang für die Besucher:innen eine Funktion zu geben.

Historismus bis Gegenwart

1879 begann eine dringend notwendige Renovierung der Stiftskirche durch den Erbauer des Wiener Rathauses Friedrich von Schmidt: Die Westfassade der Kirche wurde neugotisch gestaltet, ebenso die Türme, die beide auf die gleiche Höhe von 82,75 Meter gebracht wurden.

In den 1960er Jahren wurde die 1421 geweihte Sebastianikapelle, welche unter Josef II. als „überflüssiges Gotteshaus“ zum Großteil abgetragen werden musste, über den alten Grundmauern in Beton wiedererrichtet.

Ab 2001 wurde der jüngste Umbau des Stiftes durchgeführt: Stararchitekt Heinz Tesar plante die Sala terrena als neuer Besucherzugang sowie die Tiefgarage und das unterirdische Biomasse-Heizwerk.

2007 wurde im Rahmen der Generalrenovierung des Stiftes Klosterneuburg das Dach der Stiftsbasilika in einem Rautenmuster neu gedeckt. Zu Verwendung kamen Biber-Rundschnitt-Ziegel der Firma Tondach, die Dachdeckung übernahm die Gerhard Hohl GmbH aus Wien, welche dafür 2011 durch die Internationale Föderation des Dachdeckerhandwerkes für „besondere und herausragende Leistungen“ ausgezeichnet wurde.

Generalrenovierungen: Erhaltungsprojekte für die Zukunft

1977 bis 2014

Die 1977 gestartete Generalsanierung des Stiftes Klosterneuburg war das größte denkmal-pflegerische Projekt in Niederösterreich. Die für die erste Etappe geplanten Renovierungsarbeiten an den Stiftsgebäuden zur Erhaltung der historischen Gebäudesubstanz wurden 2014 erfolgreich abgeschlossen.

Mehr als 60% der für die erste Etappe der Generalsanierung erforderlichen EUR 1,1 Mio. pro Jahr, brachten die Wirtschaftsbetriebe des Stiftes auf, den Rest trugen das Land Niederösterreich (25%) sowie Bund, Erzdiözese Wien und Stadt Klosterneuburg.

2020 bis 2023

Es erfolgte die Sanierung der beiden Kirchtürme der Stiftskirche sowie die Restaurierung des Westwerks (das ist der verbindende Trakt zwischen den Türmen) und der Pfalzmauer (1198). Die Kosten hierfür betrugen 5,2 Millionen Euro. In den beiden Kirchturmspitzen wurden je eine Zeitkapsel gefunden, dessen Dokumente sich nun im Stiftsarchiv befinden – es wurden zwei neue Zeitkapseln in den Kirchturmspitzen platziert.

Dank der ausgezeichneten Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt und allen beteiligten Unternehmen, konnte das veranschlagte Budget, welches knapp 5,5 Millionen Euro betrug, um rund sechs Prozent, also um zirka 300.000, – Euro, unterschritten werden.

2024 bis 2027

4,4 Millionen Euro werden in die aktuelle Etappe für die Sanierung und Erhaltung der historischen Bausubstanz investiert. Davon übernimmt das Land Niederösterreich 25%, und der Bund 20%. Die Stadtgemeinde Klosterneuburg und die Erzdiözese Wien beteiligen sich mit 1,14% beziehungsweise 1,36%. Dem Stift bleibt somit ein Eigenmittelanteil von 2.310.000, – Euro, das sind 52,5%, also mehr als die Hälfte der Gesamtkosten.

Davon umfasst sind die Sanierung der Außenfassaden von Binderstadel und Sebastianikapelle, die Sanierung der Stadt-, Wehr- und Einfriedungsmauern, die Restaurierung der barocken Tafelparkettböden im Museumsbereich sowie die Restaurierung der Deckenfresken und Wände im Marmorsaal.

Sammlungen und Wissenschaft im Stift

Das Stift Klosterneuburg ist seit Jahrhunderten ein Wissenschafts- und Forschungsstandort von überregionaler Bedeutung. Die wissenschaftliche Forschung blieb nie auf theologische Disziplinen beschränkt, im Spätmittelalter war das Stift beispielsweise auch ein Zentrum der Astronomie. So geht etwa der Nullmeridian, in einer Landkarte Mitteleuropas des Astronomen und Geographen und späteren Propstes Georg Müstinger, durch Klosterneuburg.

Auch heute nehmen die wissenschaftliche Ausbildung und Tätigkeit im Leben der Augustiner-Chorherren einen wichtigen Stellenwert ein. Neben Theologen finden sich im Konvent Geistes- und Naturwissenschaftler der unterschiedlichsten Disziplinen. So wird die Tradition, als Standort der Wissenschaft, auch in der Gegenwart hochgehalten, wie zahlreiche hochkarätige Forschungsprojekte belegen.

Die Bibliothek

Leitung: Christina Jackel

Die Stiftsbibliothek ist mit rund 300.000 Bänden die größte Privatbibliothek Österreichs. Das Herz der Sammlung bildet die mittelalterliche Bibliothek mit ihren 1250 Handschriften und 860 Inkunabeln. Diese wurden zum überwiegenden Teil im Skriptorium des Stiftes angefertigt und ausgemalt, aber auch im Hoch- und Spätmittelalter aus Italien oder Frankreich angekauft. Besonders hervorzuheben sind etwa eine Bibel, die den Chorherren 1136 vom Stifter Leopold geschenkt wurde oder ein vierbändiges, prachtvoll ausgestattetes Chorbuch, welches von Propst Georg Müstinger (1418-1442) in Auftrag gegeben wurde. Auch der Bücherschatz des ehemaligen Chorfrauenstiftes ist in die Sammlung aufgenommen worden.

Schon während des Mittelalters wurde eine Universalbibliothek aufgebaut, die nicht nur Werke zu Bibel und Theologie beherbergte, sondern auch Rechtskodizes, naturwissenschaftliche und medizinische Texte sowie Ausgaben antiker Klassiker enthielt.

In der Frühen Neuzeit bis zur Aufklärung wurde eine überkonfessionelle Büchersammlung zusammengetragen, die auf einen weitgehend weltoffenen Konvent schließen lässt. So finden sich neben zahllosen religiösen, literarischen und für die alltägliche Lebensführung relevanten Texten die Schriften Martin Luthers genauso in den Regalen, wie die Enzyklopädien der französischen Aufklärer oder die Dichtungen der „Stürmer und Dränger“.

Heute präsentiert sich die Stiftsbibliothek als Wissensinstitution und Partnerin diverser regionaler und internationaler Forschungseinrichtungen. In Zusammenarbeit mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaften werden die Bestände digitalisiert und im Internet zugänglich gemacht (www.manuscripta.at). Auch die Handschriftenbestände der Stifte Admont, Neustift in Südtirol und Vorau wurden in Kooperation mit der Stiftsbibliothek digitalisiert. Mehrere Forschungsprojekte beschäftigen sich aktuell mit den Beständen der Stiftsbibliothek, insbesondere mit den mittelalterlichen Handschriften und Drucken sowie der Sammlungsgeschichte.

Ein wesentlicher Fokus liegt auch in der Förderung des geisteswissenschaftlichen Nachwuchses. In Zusammenarbeit mit Lehrenden der Universitäten Wien, Innsbruck, Graz, Salzburg, Klagenfurt und Prag werden Studierende bei ihrer Arbeit an den Quellen für ihre Forschungs- und Abschlussarbeiten unterstützt. Deren Forschungsergebnisse, aber auch andere besondere Einblicke in die Sammlung werden im Rahmen von Bücherabenden im Kuppelsaal der Stiftsbibliothek der Öffentlichkeit präsentiert.

Das Stiftsarchiv

Leitung Karl Holubar

Das Archiv des Stiftes Klosterneuburg bewahrt rund 3500 Urkunden und Millionen Dokumente, wie Akten, Grundbücher und Pläne auf, die bis in den Anfang des 11. Jahrhunderts, also vor die Gründungszeit des Stiftes, zurückreichen.

Aus dem Jahr 1485 stammt etwa die Urkunde zur Heiligsprechung des Babenbergers Leopold III., dem heutigen Landespatron von Niederösterreich und Wien, welche durch Papst Innozenz VIII. ausgestellt wurde.

In der Goldenen Bulle (das kaiserliche Rechtsbuch) Kaiser Friedrich III. aus dem Jahr 1492 sind die damaligen Rechte und Privilegien des Stiftes Klosterneuburg festgehalten.

Ein wohlgeordnetes Archiv ist Voraussetzung für das gute Funktionieren von Wirtschaft und Verwaltung, bildet das rechtliche Fundament für die Besitztümer des Stiftes und darüber hinaus die Grundlage für historische Forschung. Als öffentliches Archiv zählt das Stiftsarchiv zu den wichtigsten Quellen der Landesgeschichte Niederösterreichs und Wiens.

Dem Archiv angeschlossen ist außerdem die archäologische Sammlung des Stiftes (teilweise im Lapidarium ausgestellt), die auf die Vergangenheit dieses Areals als römisches Kastell hinweisen.

Das Musikarchiv

Leitung: Martin Haltrich

Die Bestände des Musikarchivs im Stift Klosterneuburg umfassen etwa 3000 handschriftliche überlieferte Werke und etwa 4000 Musikdrucke. Die ältesten musikalischen Dokumente im Besitz des Stifts Klosterneuburg datieren aus dem 12. Jahrhundert. Die Melodien wurden damals noch nicht mit Noten, wie wir sie heute kennen, aufgezeichnet, sondern in Form von Neumen notiert. Die Mehrheit der Noten im Musikarchiv stammt aus der Zeit Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. In der Sammlung sind Musikstücke von über 450 Komponist:innen aufbewahrt, viele von ihnen zählen zu den sogenannten Klosterkomponisten, die aktuelle Musik für den liturgischen oder privaten Gebrauch komponierten. Zu den Besonderheiten des Musikarchivs zählen Dutzende Autographe des Klosterneuburger Komponisten Johann Georg Albrechtsberger und Franz Schuberts Autograph seiner berühmten „Messe in G“.

Die Bestände des Archivs werden sukzessive digitalisiert und auf einer im Rahmen des FTI-Projektes (= Forschung, Technologie, Innovation-Programms des Landes Niederösterreich) Kloster_Musik_Sammlungen entwickelten Datenbank (klostermusiksammlungen.at) online gestellt,

Die Forschungsstelle für Kulturwissenschaftliche Studien (FoKuS)

Leitung: Martin Haltrich

Seit 2023 ist im Stift Klosterneuburg die Forschungsstelle für Kulturwissenschaftliche Studieneingerichtet. Ihre Aufgabe ist es, Forschungen zum kulturellen Erbe des religiös-monastischen Lebens anzuregen, zu fördern und einer breiteren Öffentlichkeit zu kommunizieren. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, neue Themen und Forschungsfelder aufzubereiten, die Entwicklung von Projekten zu organisieren, die inhaltliche Ausrichtung intern abzustimmen und die Einreichungen zu begleiten.

Derzeit werden knapp zwanzig Projekte, vor allem im Bereich der geisteswissenschaftlichen Grundlagenforschung, zu Quellen und Materialien aus den Sammlungen des Stiftes durchgeführt. Erforscht werden Manuskripte, Inschriften, Archivalien oder Notenmaterial mithilfe von interdisziplinären Methoden wie Multispektralanalysen, Spektroskopie, machine learning, handwritten textrecognition (HTR), aber auch Paläografie, Kodikologie oder digitale Texteditionen. Zu den wichtigsten Forschungspartner:innen zählen die Österreichische und Slowakische Akademie der Wissenschaften, die Universitäten Brünn, Cambridge, Innsbruck, London, Oxford, Prag, Princeton, Salzburg, Wien, die Akademie der bildenden Künste, das Institut für Realienkunde des Mittelalters in Krems und die Fachhochschule St. Pölten.

Aufgabe der Forschungsstelle ist auch die Herausgabe des traditionsreichen Jahrbuchs des Stiftes Klosterneuburg und der neuen Buchreihe Fokus Kloster. Lebens- und Wissensräume religiöser Kulturen – die Einzelbände der beiden Reihen sind open access auf den Seiten des Böhlau-Verlages verfügbar.

Das Pius-Parsch-Institut für Liturgiewissenschaft und Sakramententheologie (PPI) und die Liturgiewissenschaftliche Gesellschaft Klosterneuburg (LWG)

Leitung: Andreas Redtenbacher Can.Reg.

Nimmt man den historischen Hintergrund des Jahrhunderte alten Wissenschaftsstandorts Stift Klosterneuburg und die Bedeutung der „Volksliturgischen Bewegung“ unter Pius Parsch Can.Reg. in den Blick, ergeben sich für das Profil des Instituts weit zurückreichende Wurzeln.

So liegt die Vorgeschichte des Instituts im „Volksliturgischen Apostolat“, das Pius Parsch 1922 errichtete. Zudem war er seit 1913 Professor für Pastoraltheologie an der 1796 gegründeten Ordenshochschule des Stiftes Klosterneuburg, deren Teilgebiet damals die Liturgiewissenschaft (Liturgik) war. Pius Parschs Werke wurden in 17 Sprachen – darunter Chinesisch, Japanisch und Suaheli – übersetzt.

Das „Pius-Parsch-Institut“ wurde 1972 von Norbert Höslinger Can.Reg. als Verein gegründet. Anlässlich des 50. Todestages von Parsch wurde 2004 die „Liturgiewissenschaftliche Gesellschaft Klosterneuburg“ gegründet und das „Pius-Parsch-Institut“ unter Leitung von Andreas Redtenbacher Can.Reg. neu aufgestellt. Seine Aufgaben sind:

  • Auswertung und Aufschließen des Lebenswerkes von Pius Parsch sowie Rezeption
    und Integration seiner Ansätze in der internationalen Liturgiewissenschaft
  • Veranstaltung von Vorträgen, Fachtagungen und Symposien
  • Herausgabe dreier wissenschaftlicher Buchreihen und Mitherausgeberschaft
    der Zeitschrift „Heiliger Dienst“
  • Mitarbeit in liturgischen Gremien der Kirche Österreichs
  • Betreuung und Auswertung des Pius-Parsch-Archivs

Das Institut erfreut sich der Förderung durch die Wissenschaftsabteilung des Landes Niederösterreichs.

Weingut

Leitung: Peter Frei

Seit seiner Gründung im Jahr 1114 betreibt das Stift Klosterneuburg selbst Weinbau und ist damit das älteste Weingut Österreichs. Mit einer Rebfläche von 110 Hektar zählt es zu den größten und renommiertesten Weingütern des Landes. Schon bei der Einweihung der Basilika 1136 wurde ausschließlich Wein aus den stiftseigenen Rieden getrunken. In der langen Geschichte des Stiftes blieb der Weinbau stets von eminenter Bedeutung. Die Weingärten befinden sich in ausgewählten Lagen von Klosterneuburg, Wien, Gumpoldskirchen und Tattendorf. Ökologische Bodenpflege, nützlingsschonende Bewirtschaftung und organische Düngung sind im Sinne einer naturschonenden Vorgehensweise die unverrückbaren Prinzipien bei der Pflege der Weingärten des Stiftes. Seit dem Jahr 2025 ist das Weingut bio-zertifiziert.

Wiege der österreichischen Weinkultur

Höchste Weinqualität und Innovationsfreude knüpfen an eine reiche Tradition im Bemühen um die Entwicklung des österreichischen Weinbaus an. Zahlreiche richtungsweisende Impulse für die österreichische Weinwirtschaft gingen vom Stift Klosterneuburg aus: z.B. die Gründung der ersten Weinbauschule der Welt (1860), die Entwicklung der Klosterneuburger Mostwaage (1861) oder die Selektion und Verbreitung der Rebsorte St. Laurent. Als erstes klimaneutrales Weingut Österreichs (2009) ist es auch heute Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit und Klimaschutz. 2025 wurde der erste Weinbau-Roboter Österreichs in Betrieb genommen.

Wein vom bestens geeigneten Terroir

Die unterschiedlichen Böden und kleinklimatischen Bedingungen der Rieden ermöglichen es dem Weingut des Stiftes Klosterneuburg verschiedene Rebsorten in dem jeweils idealen Terroir zu kultivieren.

  • Klosterneuburg: Auf 23 Hektar sind die Stiftsweingärten fast zur Gänze nach Süden und Südosten ausgerichtet. Hier sind die Sortenklassiker Grüner Veltliner, Riesling sowie Sauvignon Blanc zu Hause, die auf den tertiären, teils von Löss und Lehm überlagerten Sandsteinverwitterungsböden eine ausgeprägte Spritzigkeit und Frucht entwickeln.
  • Wien: Die stiftlichen Weingärten umfassen einen bedeutenden Teil der klassischen Wiener Rieden an den Hängen von Leopoldsberg, Kahlenberg und Nussberg. Die nach Süden und Osten geneigten Weingärten zehren vom sonnig-warmen pannonischen Klima und vom Einfluss der Donau, die als Klimaregulator fungiert. Hier gedeihen auf insgesamt 27 Hektar Weißburgunder, Chardonnay, Pinot Noir, Gewürztraminer sowie der Wiener Gemischte Satz.
  • Gumpoldskirchen: Die fünf Hektar stiftseigenen Rebflächen liegen im Herzstück des weltberühmten Weißweinzentrums der Thermenregion. Hier werden mit Zierfandler und Rotgipfler zwei autochthone Sortenklassiker gepflegt, die nur in dieser Region Größe beweisen. Grund dafür ist das einzigartige Terroir des Gebietes: Durch Anninger und Eichkogel gegen Wetterunbill geschützt, verfügen die sonnenverwöhnten Südostlagen über kalkhaltige Braunerde-Böden, in denen sich die beiden Charaktersorten besonders wohlfühlen.
  • Tattendorf: In der Rotweingemeinde 25 Kilometer südöstlich von Wien liegen mit 55 Hektar die größten Rebflächen des Stiftes. Hier in der südlichen Thermenregion besteht eines der hervorragendsten Rotwein Terroirs Österreichs – besonders für die stiftliche Paradesorte St. Laurent, die auf einer Fläche von 40 Hektar steht. Dank des sonnenreichen und heißen pannonischen Klimas kommt es zur vollkommenen Ausreifung der Beeren. Als zusätzlicher „Heizkörper“ dienen, die mit Braunerde durchsetzen, wärmespeichernden Alluvial-Schotterböden mit ihren nährstoffreichen Unterböden. Auch Blaufränkisch, Zweigelt, Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc und Pinot Noir fühlen sich hier wohl und werden durch das Stiftsweingut kultiviert.

Die Heimat des St. Laurent

Die ursprünglich aus dem Elsass stammende Rebsorte St. Laurent wurde um 1850 erstmals durch das Weingut Stift Klosterneuburg in Österreich ausgepflanzt. Dieser Pioniergeist hat sich seither mehr als nur bezahlt gemacht. Die langjährige Erfahrung und der enorme Wissensstand des Stiftsweingutes mit dieser Rebsorte begeistern die Fachwelt, die diese Weine immer wieder auszeichnet.

Die Vinothek

Bereits im Mittelalter als Lesehof genutzt, verbindet die Vinothek heute historische Bausubstanz mit moderner Innenarchitektur – ein einzigartiger Rahmen für kultivierten Weingenuss. Hier wird das umfangreiche Sortiment von Wein und Sekt aus eigenen Rieden, Edelbränden und sortenreinen, naturtrüben Säften angeboten. Delikatessen sowie exklusive Geschenksets runden das geschmackvolle Angebot ab.

Die historischen Keller

Das barocke Kellerensemble direkt unterhalb des Stiftes erstreckt sich über vier Etagen bis in eine Tiefe von 36 Metern. Die sieben Meter dicken doppelwandigen Mauern schaffen ganzjährig konstante Temperaturen und sorgen für bestes Reifeklima. Presshaus und Keller befinden sich auf dem modernsten Stand der Technik und stellen eine einzigartige Kombination aus Tradition und Moderne dar. Bis zum heutigen Tag werden die Weinfässer im Weingut aus Eichen beziehungsweise Akazien aus dem stiftseigenen Wald gefertigt. Seit kurzem werden auch kleine Barrique-Fässer aus Klosterneuburger Eiche zum Ausbau der besten Rotweine verwendet.

Anfang 2024 wurde der neue Besucherrundgang eröffnet, der alle Sinne anspricht und mit eindrucksvollen Lichtinstallationen in den Bann zieht. Dafür wurde die barocke Anlage auf 600 Meter mit rund 1000 Leuchtmittel und 400 Weinflaschen neu inszeniert und der Weg der Traube nachgezeichnet. Dieses immersive Erlebnis ist im Rahmen einer Weinkellerführung zu erfahren.

Die Obstsäfte

Auch der Obstsaft verfügt über eine sehr lange Tradition im Stift Klosterneuburg und wird seit der Klostergründung gepflegt. Neben den Klassikern wie Golden Delicious und Granny Smith werden nach strengen Qualitätsvorgaben in Kooperation mit Partnerbetrieben hochwertige Züchtungen wie Idared, Cox Orange und Jonagold kultiviert. Die schonende Verarbeitung der Früchte ermöglicht naturtrübe Apfel- und Mischsäfte höchster Qualität.

Die roten Trauben des beliebten Saftes vom St. Laurent stammen aus den Tattendorfer Lagen. Fruchtnektare aus Johannisbeere, Marille und Erdbeere ergänzen das Sortiment.

Die Säfte und Nektare aus dem Stift Klosterneuburg überzeugen auch die Expertenjury. Bei der jährlichen Fruchtsaft-Prämierung, der „Goldenen Birne“, die zu den größten und bedeutendsten Saft-Bewertungen Europas gehört, zählen sie regelmäßig zu den Siegern.

Forstbetrieb

Leitung: Hubertus Kimmel

Der Forstbetrieb des Stiftes Klosterneuburg steht auf drei Säulen: Holzwirtschaft, Jagd und Fischerei. Er umfasst rund 9500 Hektar und teilt sich in vier Forst-Großreviere mit insgesamt elf Teilrevieren:

  • Wald- u. Weinviertel (St. Bernhard, Matzen, Rohrwald Hofau)
  • Wienerwald u. Klosterneuburg (Weidling, Höflein, Klosterneuburger Au, Tattendorf)
  • Schneebergland (Pax, Rohr im Gebirge)
  • Steiermark (St. Katharein, Schöttl)

In den Revieren des Stiftes gibt es dank der großen räumlichen Streuung – von den Donauauen bis ins Hochgebirge – eine enorme Artenvielfalt. So finden sich etwa fünf Schalenwildarten (Reh-, Rot-, Schwarz-, Muffel- und Gamswild) und diverse Niederwildarten wie Hasen, Birk- und Auerwild.

Zum Forstbetrieb zählen vier Fischereireviere: drei an der Donau beziehungsweise deren Auen. In diesen Barben- (Donau) und Brachsenregionen (in den Auen) finden sich unter anderen Karpfen, Hechte, Zander, Barsch und Wels. Das Fischereirevier Schöttlbach im Bezirk Murau, Gemeinde Oberwölz wiederum liegt in der sogenannten Forellenregion. Daneben finden sich aber auch Saibling und Koppe.

Eine große Varietät lässt sich auch bei den Baumarten feststellen. Zu den wirtschaftlich bedeutendsten zählen Fichte, Tanne, Kiefer, Lärche, Buche, Eiche und Ahorn. Die aktuelle Herausforderung in der forstlichen Bewirtschaftung besteht darin, Arten zu finden, die mit dem Klimawandel einhergehenden Phänomenen, wie zunehmender Trockenheit, Wind und Extremniederschlägen, zurechtkommen. Hier muss vorausschauend geplant werden – was heute gesetzt wird, wird erst in 80 Jahren geerntet.

Schutz der Natur – Schöpfungsverantwortung

Die Wälder des Stiftes verfügen über eine PEFC-Zertifizierung (steht für Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes). Diese bestätigt, dass Wälder auf aktive, sorgfältige, nachhaltige und klimafitte Weise und gemäß strengen Standards bewirtschaftet werden. Sie ist ein Beweis dafür, dass Holz aus ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt.

Das Zertifizierungssystem SURE (Sustainable Resources Verification Scheme) wiederum stellt sicher, dass die Nachhaltigkeitsanforderungen für Biomasse verlässlich erfüllt werden. Dies ist besonders wichtig, da Betreiber von Biomassekraftwerken verpflichtet sind, nachhaltige Biomasse einzusetzen und dies auch nachzuweisen.

Erhebliche Forstflächen des Stiftes Klosterneuburg fallen auch unter das Natura-2000-Schutzgebiet zur Sicherung seltener Lebensräume und Arten oder in von der UNESCO initiierten Biosphärenreservate, in denen nachhaltige Entwicklung in ökologischer, ökonomischer und sozialer Hinsicht exemplarisch verwirklicht werden soll.

Landwirtschaft

Leitung: Karl Priesching

Rund 400 Hektar Landwirtschaftsfläche auf drei Standorten in den niederösterreichischen Gemeinden Langenzersdorf, Prinzendorf an der Zaya und Tattendorf bewirtschaftet das Stift Klosterneuburg.

Seit 2001 als biologisch wirtschaftender Betrieb zertifiziert, wird bei der Bewirtschaftung auf synthetisch hergestellte Dünge- und Pflanzenschutzmittel verzichtet. In Kooperation mit lokalen Landwirten werden Speisegetreide wie Weizen, Dinkel und Roggen in Bioqualität angebaut, aber auch Sonnenblumen, Sojabohnen und Bio-Futtermittel wie Körnermais, Triticale (einer Kreuzung aus Weizen und Roggen) und Körnererbsen. Die Vermarktung erfolgt über verschiedene Bio-Getreidehändler. Der regelmäßige Anbau von Luzerne dient der Beikrautregulierung, Stickstoffbindung und Humusanreicherung im Boden und kann so als CO2-Senke wirken. Generell wird auf eine vielfältige Fruchtfolge großen Wert gelegt, um die Bodenfruchtbarkeit langfristig zu erhalten beziehungsweise zu verbessern.

Stiftsgärtnerei / Orangerie

Leitung: Josef Bauer jun.

Betreuung von rund 5 Hektar Außenanlagen mit Gärten und Orangerie. Die floristischen Gestaltungen, im Laufe des liturgischen Jahres, ist einer der Schwerpunkte der Tätigkeiten der Stiftsgärtnerei. Zusätzlich zu den großen Garten- und Außenanlagen im Stiftsbereich zählt auch die teilweise Betreuung der Gärten aller in Niederösterreich und Wien gelegenen Stifts-Pfarren.

Zum Arbeitsbereich der Stiftsgärtnerei gehört auch die Pflege und die infrastrukturellen Maßnahmen im gesamten Stiftsareal. Die Stiftsgärtnerei beschäftigt je nach Arbeitsaufwand und Jahreszeit unterschiedlich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für alle floristischen und gestalterischen Arbeiten und Pflegemaßnahmen zuständig sind. Unter dem sozialen Aspekt, werden hier auch Personen, welche in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt sind, integriert. Diese finden in der Gärtnerei einen geschützten Arbeitsbereich vor und ergänzen so das Team der Gärtnerei. Die Gärtnerei kommt somit ihrer Arbeit an der Schöpfung Gottes nach und erfüllt auch einen sozialen Auftrag.

Die Orangerie des Stiftes

Das klassizistische Gewächshaus von Joseph Kornhäusel wurde im Rahmen des von ihm geleiteten Ausbaues des Stiftes Klosterneuburg 1834-1842 für die Überwinterung tropischer Pflanzen und als Erholungsort der Chorherren errichtet. Schwere Kriegsschäden ließen das Gebäude zur Ruine werden, erst 1995 wurde mit einer Renovierung begonnen, besichtigt werden kann sie im Rahmen von Orchideenausstellungen und Gartentagen.

Immobilienverwaltung

Leitung: Christian Reichl

Die Immobilienverwaltung stellt seit jeher ein wichtiges Standbein der Wirtschaftsbetriebe dar. Das Stift vermietet rund 700 Wohnungen, Büros und Geschäftslokale in über 70 – teilweise denkmalgeschützten -Gebäuden in Wien und Niederösterreich – was einer Gesamtfläche von zirka 87.000 Quadratmetern entspricht. Zudem werden rund 5500 Pacht-, Bestands- und Baurechtsverträge für Liegenschaften in Wien, Niederösterreich und Salzburg verwaltet.
 

Bauabteilung

Leitung: Niklas Göttersdorfer

Tischler, Maurer, Installateure, Schlosser, Maler, Elektriker: Zur Instandhaltung und Wartung des Gebäudebestands und der Haustechnik sind in den Werkstätten der Bauabteilung die unterschiedlichsten Handwerker tätig. Aufgrund der historischen Bausubstanz sind die Gewerke hier vor besondere Herausforderungen gestellt – etwa was die verwendeten Materialien und Techniken betrifft.

Kammeramt

Leitung: Dagmar Feix

Rund 35 Mitarbeiter:innen des Kammeramts kümmern sich um den reibungslosen Ablauf des alltäglichen Konventlebens sowie der zahlreichen internen Veranstaltungen. Angefangen von der Stiftsküche, die täglich früh, mittags und abends die Chorherren und ihre Gäste ver- und umsorgt, über die Hausarbeiter, das Service- und Reinigungspersonal bis hin zu den Portieren und Chauffeuren. Nicht zu vergessen die Mitarbeiterinnen in Schneiderei und Näherei, welche die Ordenstrachten und Ornate, Mäntel, Anzüge und Kirchenwäsche, wie Altar- und Kelchtücher, individuell anfertigen und gegebenenfalls auch reparieren.

Infrastruktur

Parkplätze u. Ladestationen

PKW-Parkplätze, Bus Parkplätze, E-Ladestationen, E-Tankstelle für Fahrräder

 

Seminarräume: Quartier 1114

Vom Seminar über Teambuilding bis hin zur Gymnastik: Im aufwändig renovierten ehemaligen Kornspeicher des Stiftes Klosterneuburg stehen der Öffentlichkeit seit 2023 modern ausgestattete Räumlichkeiten für Veranstaltungen zur Verfügung. Insgesamt vier multifunktionale Räume in unterschiedlicher Größe zwischen 20 und 80 Quadratmeter für acht bis 50 Personen stehen zur Vermietung bereit. Ausgestattet mit modernster Technik, Audio- und Videoequipment, voll ausgestatteter Teeküche und großem Aufenthaltsbereich. Auf Wunsch wird auch ein attraktives Rahmenprogramm organisiert: Von der Stiftsführung oder Weinverkostung über ein exklusives Kurzorgelkonzert bis hin zu christlichen Meditationsimpulsen.

Stiftsrestaurant Leopold

Restaurant, Catering und Eventlocation
Pächter: Fredi Stijepic

T: +43 2243 411 610
E: office@stiftsrestaurant-leopold.at
W: www.stiftsrestaurant-leopold.at

3400 Klosterneuburg, Albrechtsbergergasse 1

 

Stift Klosterneuburg

Kultur und Tourismus

T: +43 2243 411-212
E: tours@stift-klosterneuburg.at
W: www.stift-klosterneuburg.at
3400 Klosterneuburg, Stiftsplatz 1

 

Stift Klosterneuburg

PR & Kommunikation

Walter Hanzmann
T: +43 2243 / 411-182
E: presse@stift-klosterneuburg.at

Christina Hiptmayr
T: +43 2243 / 411-298
E: presse@stift-klosterneuburg.at

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