In einem Podiumsgespräch mit Renata Schmidtkunz präsentierte Augustiner-Chorherr Elias Carr die deutsche Erstauflage seines Buches „Neid, Gewalt und Sündenböcke“ – eine Einführung in über die mimetische Theorie René Girards.
Stift Klosterneuburg: „Neid, Gewalt und Sündenböcke“
14.11.2025In einem Podiumsgespräch mit Renata Schmidtkunz präsentierte Augustiner-Chorherr Elias Carr die deutsche Erstauflage seines Buches „Neid, Gewalt und Sündenböcke“ – eine Einführung in über die mimetische Theorie René Girards.
Mit einem biblischen Beispiel aus der Geschichte von Kain und Abel eröffnete Prälat Anton Höslinger die Buchpräsentation von Stiftskämmerer Elias Carr, die zahlreiche Gäste in den Augustinussaal des Stiftes Klosterneuburg führte. In seiner Begrüßung erinnerte der Propst daran, wie tief die Themen von Rivalität, Schuld und Versöhnung in der menschlichen Geschichte verwurzelt sind. Fragen, die der französischen Philosophen René Girard (1923–2015) zeitlebens erforschte und die Elias Carr in seinem Buch „I Came To Cast Fire“, erschienen in englischer Sprache, in frischer und zugänglicher Weise aufgreift.
Anlässlich der nun im Wiener Dom Verlag erschienenen deutschen Übersetzung seines Werkes mit dem Titel „Neid, Gewalt und Sündenböcke“, führte Elias Carr in das Denken Girards ein, dessen
mimetische Theorie die Mechanismen von Nachahmung, Rivalität und dem sogenannten Sündenbockprinzip beschreibt. Girard, der selbst eine späte, tiefgreifende Bekehrung zum
Christentum erlebte, gilt heute als einer der bedeutendsten Denker des 20. Jahrhunderts. Mit „Neid, Gewalt und Sündenböcke“ legt Carr nun eine Einführung in das Denken Girards vor, die sich gleichermaßen an theologisch Interessierte wie an allgemein philosophisch aufgeschlossene Leserinnen und Leser richtet. Im Gespräch mit der ehemaligen ORF-Journalistin Renata Schmidtkunz spannte Carr den Bogen von der Theorie zur Gegenwart: von der politischen Polarisierung bis hin zu den Krisen der globalisierten Welt. „Girard hilft uns zu verstehen, warum Konflikte entstehen und eskalieren. Und warum sie nur durch die Botschaft des Evangeliums überwunden werden können“, so Carr. Schmidtkunz griff diesen Gedanken auf und fragte, ob die Sorge um das Opfer, die Girard als Kern moderner Ethik beschreibt, heute nicht zu einer neuen moralischen Spannung geführt habe. Carr illustrierte die praktische Relevanz von Girards Denken mit persönlichen Anekdoten aus seiner Zeit als Priester und Schuldirektor in den USA – etwa, wie er mithilfe der mimetischen Theorie lernte, Konflikte in einer Gemeindeversammlung zu deeskalieren. Sein erklärtes Ziel sei es, „uns Lesende zu Girard zu verführen“. Doch gehe es, wie Carr betonte, um mehr: „Lesen Sie Girard – und entdecken
Sie Jesus neu.“
Der Abend verband philosphische Tiefe mit gelebter Glaubenserfahrung und zeichnete sich trotz des nicht ganz leicht verdaulichen Themas durch große Heiterkeit aus. Das Publikum dankte den beiden Gesprächspartnern mit lang anhaltendem Applaus.
Das Buch
Elias Carr: Neid, Gewalt und Sündenböcke
Deutsche Ausgabe von I Came to Cast Fire
Dom-Verlag, Wien 2025, EUR 27,--
ISBN: 978-3-85351-340-8
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