Die Stiftsbibliothek Klosterneuburg als Zentrum internationaler Expertise: Im Rahmen des EU-Projekts ANTIDOTE absolvierten Forschende aus ganz Europa ein Training, welches sie in die Grundlagen der digitalen Aufbereitung mittelalterlicher Handschriften einführte.
Digitale Zukunft für alte Handschriften
10.12.2025Digitale Zukunft für alte Handschriften
Die Stiftsbibliothek Klosterneuburg als Zentrum internationaler Expertise: Im Rahmen des EU-Projekts ANTIDOTE absolvierten Forschende aus ganz Europa ein Training, welches sie in die Grundlagen der digitalen Aufbereitung mittelalterlicher Handschriften einführte.
Von 1. bis 5. Dezember 2025 fand im Stift Klosterneuburg erneut eine internationale Ausbildungswoche im Rahmen des EU-Projekts ANTIDOTE statt. Nach der erfolgreichen Spring-School im März war die Stiftsbibliothek nun Gastgeberin eines fünftägigen Einführungskurs in die digitale Erfassung mittelalterlicher Handschriften.
In der historischen Stiftsbibliothek, in der rund 1200 mittelalterliche Manuskripte verwahrt werden, erhielten 23 Studierende und Nachwuchsforscher:innen von acht Wissenschafter:innen der teilnehmenden Universitäten eine grundlegende Einführung in die Transkription und digitale Codierung mittelalterlicher Texte. Gearbeitet wurde dabei mit TEI-kompatiblem XML – einem internationalen Standard, der festlegt, wie Texte strukturiert und ausgezeichnet werden, damit sie weltweit eindeutig lesbar und langfristig nutzbar bleiben. Ergänzend dazu lernten die Teilnehmer:innen die Empfehlungen der Medieval Unicode Font Initiative (MUFI) kennen, die für die korrekte digitale Darstellung jener speziellen Schriftzeichen sorgt, die in mittelalterlichen Handschriften besonders häufig vorkommen.
Weitere Inhalte waren der Umgang mit Abkürzungen und deren Auflösung, die Erfassung paläographischer Besonderheiten, sowie die digitale Abbildung von Layout und Textstruktur historischer Manuskripte. Das Training bestand aus Vorträgen und praxisorientierten Workshops, welche es den Teilnehmenden ermöglichte, unmittelbar am Originalmaterial zu arbeiten.
Das ANTIDOTE-Universitäten-Netzwerk
Das ANTIDOTE-Projekt, ein europäisches Netzwerk von sechs Universitäten, widmet sich der digitalen Zukunft mittelalterlicher Handschriften. Bereits im März hatte die Stiftsbibliothek im Zuge der „Novice Week“ 35 Studierende und Professor:innen aus Reykjavík, Bratislava, Dublin, Prag, Venedig und Lyon begrüßt. Als zentraler Projektpartner richtet das Stift Klosterneuburg insgesamt drei dieser Ausbildungswochen aus.
Organisiert wird ANTIDOTE von Professor Haraldur Bernharðsson von der Universität Háskóli Íslands (Reykjavík). Für die Umsetzung der Trainingsprogramme in Klosterneuburg sorgen die Bibliothekarinnen Christina Jackel, Edith Kapeller und Maria-Anna Schoderböck, die mit großem Engagement dazu beitragen, die mittelalterlichen Bestände des Stiftes fit für Webseiten - und damit für die Zukunft - zu machen.
Die Stiftsbibliothek ist mit rund 300.000 Bänden die größte Privatbibliothek Österreichs. Das Herz der Sammlung bildet die mittelalterliche Bibliothek mit ihren über 1200 Handschriften und 860 Inkunabeln.