Das Stift Klosterneuburg gedachte in einem Festkapitel und einem hochkarätig besetzten Podiumsgespräch mit Rupert Klieber und Florian Wenninger des 80-jährigen Jubiläums der Rückkehr der Augustiner-Chorherren nach ihrer Enteignung in der NS-Zeit.
80 Jahre Rückkehr der Chorherren in das Stift Klosterneuburg
14.11.2025Das Stift Klosterneuburg gedachte in einem Festkapitel und einem hochkarätig besetzten Podiumsgespräch mit Rupert Klieber und Florian Wenninger des 80-jährigen Jubiläums der Rückkehr der Augustiner-Chorherren nach ihrer Enteignung in der NS-Zeit.
Mit einem feierlichen Festkapitel beging das Stift Klosterneuburg am 14. November den 80. Jahrestag der Rückkehr der Augustiner-Chorherren in ihr Stift. Nach der Aufhebung des Stiftes durch das NS-Regime in den Jahren 1941 bis 1945 markiert dieses Jubiläum ein wichtiges Erinnerungs- und Dankzeichen für die Gemeinschaft sowie für die Stadt Klosterneuburg.
Propst Anton Höslinger erinnerte an Propst Alipius Linda, der die schwierige Zeit der Enteignung und die Rückkehr des Konventes im Jahr 1945 maßgeblich geprägt hatte. Man könne heute nur erahnen, welche religiösen und psychischen Qualen die damaligen Chorherren erleiden mussten. Prälat Höslinger betonte die Bedeutung des Gedenkens und die Verantwortung, historische Erfahrungen wachzuhalten.
Klosterneuburgs Bürgermeister Christoph Kaufmann brachte in seinen Grußworten die Hoffnung zum Ausdruck, „dass wir eine solche Zeit des Unrechts und der Vertreibung nie wieder erleben mögen“.
Im Anschluss daran folgte ein hochkarätig besetztes Podiumsgespräch mit dem Kirchenhistoriker Rupert Klieber sowie dem Politikwissenschaftler und Historiker Florian Wenninger. Unter der Moderation von Pressesprecher Walter Hanzmann beleuchteten sie historische Hintergründe, gesellschaftspolitische Zusammenhänge und die langfristigen Folgen der Enteignung des Stiftes durch das NS-Regime. Rupert Klieber wies darauf hin, dass Kirche und Ordensleute über die Jahrhunderte immer wieder – und zum Teil viel schlimmerer – Verfolgung ausgesetzt waren. Dass es Traditionsstifte wie Klosterneuburg in der Zeit des Nationalsozialismus besonders hart getroffen habe, lag nicht daran, „dass sie politisch so exponiert gewesen wären, sondern weil sie große Besitzungen hatten“.
Florian Wenninger ergänzte, dass die nationalsozialistischen Machthaber Kirche und Klöster als oppositionell verstanden haben, weil sie mit den vorangegangenen Regimen und Herrschenden eng verbunden gewesen waren. Der Historiker erklärte, dass die Verfolgungserfahrungen während des Zweiten Weltkriegs kirchenintern zu einer Veränderung geführt haben. Während früher im katholischen Denken die Einheit aus politischer Macht und geistlicher Macht das Ideal gewesen war, kam es nach 1945 zu einer Aussöhnung der Kirche mit der Demokratie.
„Diese Zeit war eine Zeit der Läuterung. Nämlich zu erkennen, dass das, was man hier als Erbe zur Verfügung hat, keine Selbstverständlichkeit ist, sondern dass man die Glaubwürdigkeit und die Berechtigung, dieses Erbe zu verwalten und zu nutzen, sich immer wieder neu in der Gesellschaft erwerben muss“, betonte auch Rupert Klieber.
Der Festakt endete mit einer feierlichen Prozession in die Stiftskirche, wo die Festgesellschaft gemeinsam die Vesper feierte.